Was kommt nach den Herbststürmen? Die Kraniche !

25.10.2021

Wie die letzten Jahre fast immer ertönt gegen Mittag im blauen Himmel lautes, trompetenhaftes Geläut von weither. Immer lauter werdend kommt es näher, bis schließlich zahllose Punkte auftauchen ...

Aus ihren nördlichen Brutgebieten ziehen Europäische Kraniche (Grus grus) in die südlichen Wintergebiete. Wieso diese Vögel seit ca. 15 Jahren ihre Flugroute geändert haben und jetzt über Österreich von Ost nach West nördlich der Alpen in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa fliegen, ist unklar. Aber die Routen sind festegelegt, und so können wir regelmäßig oft riesige Schwärme in Keilformation sehen und vor allem hören.

Hier im Bereich des Raader Waldes in St. Valentin konnte ein für die Vögel wichtiger Ablauf beobachtet werden. Die Keilformationen wurden aufgelöst und gleichzeitig ein Schwenk durchgeführt ...

... der in mehreren großen Gruppen in eine Kreisbewegung überging. Diese Kreiselbewegung wurde durch die vom Boden aufsteigende Wärme = Thermik ausgelöst, die von den Schwärmen genutzt wurde, um wieder kraftsparend an Höhe zu gewinnen.

Nach einigen Kreisen wurde die benötigte Zielhöhe erreicht und schnell wieder unter andauerndem Trompeten die typische Keilformation für den gemeinsamen Weiterflug nach Westen eingenommen ...

Die in sanftem Rot überlaufenen Blätter einer Hainbuche (Carpinus betulus) lenken die Aufmerksamkeit auf die nähere besonnte Umgebung. Sie ist ja eine typische Art des Eichen-Hainbuchen-Waldes, dem sie auch den Namen gegeben hat - allerdings wurde sie im Raader Wald durch frühere Bewirtschaftungsformen stark zurückgedrängt. Wir können jedoch feststellen, dass sich der Bestand wieder erholt und zahlreiche Jungbäume zwischen den Eichenbeständen hochkommen.

Noch ist unklar, von wo die jungen Hainbuchen (Carpinus betulus) sich ausbreiten. Es kann leicht sein, dass dieses kleine Waldstück einer der Ausgangspunkte ist, aber noch befinden sich viele unentdeckte Ecken im weitläufigen Gelände des Raader Waldes und so bleibt nur aufmerksamen Beobachten.

Durch einen Bericht wurden wir auf ein aktuelles Schwerpunkt-Thema Mikrohabitat in der Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam. Dazu gehört auch Totholz verschiedenster Art - und dessen unterschiedlicher Ausprägung je nach Lokalität und Lage. Hier ein abgestorbener Baum, der zwar gestürzt, aber nicht vollständig zu Boden gefallen ist. Dies stellt ein eigenes Mikrohabitat dar, denn der Baum ist im Winter nicht unter Schnee begraben, sondern steht auch in der kalten und nahrungsarmen Jahreszeit als Nahrungsquelle zur Verfügung. Am Bild deutlich zu sehen, dass schon jetzt Spechte die Rinde abschlagen um unter dieser versteckte Insekten und deren Larven aufzuspüren.

Ein ganz anderes Mikrohabitat stellt dieser gefallene Baum dar, der bereits mürbe wird und bald am Boden aufliegt. Wodurch er im Winter nicht verfügbar ist, allerdings wiederum der schnelleren Verrottung unterliegt und somit für Pilze, Moose und holzzersetzende Insekten eine gute Lebensgrundlage bietet - und hierdurch auf eine andere Art die Artenvielfalt erhöht.

Beim Verlassen des Raader Waldes, direkt am "Eingang" bei der kleinen Brücke über den Ennskanal sterben die letzten jugendlichen Exemplare der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) ab, die durch den Schlauchpilz Chalara fraxinea befallen wurden. Das Eschensterben ist im gesamten Raader Wald zu sehen.

Die Natur kennt keine "Schäden", denn jeder "Schaden" wird sofort zur Lebensgrundlage anderer Organismen, welche wiederum die so oft als unverzichtbar benannte Artenvielfalt zur Folge hat. Fällt ein Baum, dringt mehr Licht an den Boden und sofort beginnt die Keimung darin wartender Samen ...

Das Werden und Vergehen kann im Raader Wald praktisch überall miterlebt und mitverfolgt werden. Eine riesige Chance für Schüler die über die vielen Jahre ihres Schülerdaseins im Naturkundeunterricht nicht nur theoretisch sondern auch praktisch an die Dynamik der natur herangeführt werden kann. Allerdings funktioniert das nur, wenn der Raader Wald in all seiner Dynamik bestehen bleibt ...

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

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