Nach viel Schreibtischarbeit ....
01.02.2018
... trotz leichtem Regen in den Raader Wald. Was schert einen schon das Wasser von oben, Hauptsache frische Luft kommt wieder einmal an die Augen. Mit neuer Kamera und neuer Brille, die beide getestet werden müssen .... und tatsächlich, nach einem vorerst ereignislosen Durchmarsch zu den Gleisen der OMV sehe ich es plötzlich vor mir ...
Eine auffällige (?) Unterbrechung im gleichmäßigen rostfarbenen Braun der Schiene, unweit der mächtigen Räder mit ebenso mächtigen Spiralfedern, zwischen den Waggons unterhalb der Puffer und Schläuche, findet sich ein kleiner gelblichbrauner Fleck !!!
Tja, da hilft nur, in die Knie zu gehen, um zu sehen, was da wie ein großer alter Kaugummi unter den Vorsprung des Schienenprofils geklebt ausschaut ... und ganz nebenbei nehme ich die senkrechte Schweißnaht sowie die mächtigen Befestigungskrallen mit den robusten Schraubenmuttern wahr und rücke sie mit ins Bild ...
Und da, ganz nahe vor der Optik, diese seltsame gelbbraune harte Kuppel mit dem ebenso seltsamen schuppenähnlichen Aufbau, fast wie ein verkehrter Fahrradhelm - und bestaune diese so genannte Oothek, wie man die im Herbst abgelegten Eipakete der Gottesanbeterin (Mantis religiosa) nennt. Und ich freue mich über diese Verbindung von Natur mit der stahlharten menschlichen Technik. Schließlich zeigt sie, dass es immer wieder ein Nebeneinander, ein Miteinander gibt in der ewigen Diskussion von Wirtschaft und Natur ...
Übrigens muss ich gestehen, es war nicht nur das scharfe Auge, oder die neue Brille, und auch nicht bloßer Zufall, dass ich dieses Eipaket gefunden habe! Aber unsere Aktivitäten und Fotos bezüglich Gottesanbeterin hat uns Kontakt zu weit entfernten, aber durch das Internet sehr nahen Freunden (der Gruppe Mantidenfreunde Berlin/Brandenburg) beschert. Und von dort habe ich erst kürzlich den fotografischen Tipp mit den Bahngeleisen als "Kinderstube" erhalten und mußte das gleich mal ausprobieren - mit Erfolg!
Dafür ein herzliches Danke nach Berlin zu Manfred :-)
Noch mehr über die Gottesanbeterin gibts >>> hier im Steckbrief
Das trübe Wetter und der sanfte Nieselregen machte es reichlich ungemütlich, aber die neue Kamera wollte ausprobiert werden - die Knöpfe, Tasten, Räder, Schalter und Funktionen müssen geübt werden, wenn man später in der Natur rasch reagieren soll und die richtige Einstellung treffen muss. Oft wechselt es schnell zwischen flinkem Vogel und langsamer Schnecke, zwischen Tele und Makro, zwischen Licht und Schatten, ... aber Wassertropfen laufen nicht weg, außer man stößt an den Ast, so wie ich ... :-(
Und eigentlich habe ich schon aufgegeben und schlendere am Waldrand zurück zum Auto, als über mir ein Turmfalke laut ruft, und - während ein Kleiber laut warnend schimpft - eine Gruppe Vögel ins Unterholz rauscht. Und siehe da, zwischen schimpfenden Blaumeisen, Kleibern, Grünfinken und Buchfinkenweibchen sitzt nahe bei einer Kohlmeise (Parus major) einer der Birkenzeisige (Corduelus flammea) , Wintergast aus dem ganz hohen Norden. Nur wenig zeigt er von seinem Gefieder, aber wir haben uns wohl alle schon so intensiv mit diesem Wintergast beschäftigt, dass es reicht für ein Erkennen. Allerdings - ob es ein Taiga-Birkenzeisig ist, DAS bleibt zweifelhaft ... Während ich mich über das Bild freue (nur eines von fast 15 !), tauchen plötzlich von überall die ganze Gruppe von etwa 15 Birkenzeisigen auf und verdrücken sich durchs Geäst ...
... es kann wieder weitergemacht werden im Büro, der Erholungswert des Ausganges war perfekt!
>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...
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