Toll beobachtet ... super fotografiert ...
Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin
24.07.2016
Die Steinkriecher oder Steinläufer (Lithobiomorpha) sind eine relativ unbeachtete Gruppe und gehören zur Tierklasse der Tausendfüßer (Myriapoda). Bei uns kommen etwa 50 schwer zu unterscheidende Arten vor, die sich abgesehen von der Größe nur durch Details unter anderem in Färbung, bei den Antennen, der allgemeinen Morphologie oder der Anzahl der Augen unterscheiden.
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Am gleichen Tag wurde die Große Sumpfschwebefliege (Helophilus trivittatus) schon an einer anderen Stelle fotografiert. Aber sie ist ein so typischer, auffällig gefärbter Vertreter der Gruppe der Schwebefliegen, die aber kaum Beachtung findet und dabei über sehr viele Farb- und Mustervariationen verfügt. Die meisten Menschen verwechseln diese harmlosen Tiere mit Wespen und gehen ihnen daher aus dem Weg, versäumen hierbei aber die Gelegenheit, die Schönheit der Natur in einer der filigransten Formen bewundern zu können.
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Die typische Färbung bzw. Art der gelbschwarzen Musterung macht die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) deutlich kenntlich - auch sie wird wie die meisten Schwebefliegen mit Wespen verwechselt. Diese besondere und auch häufigste Form der Nachahmung - nämlich durch das Tragen von Warnmustern abschrecken zu wirken - wird "Mimikry" genannt! (Wobei es allgemein noch andere Arten der Mimikry gibt, nämlich jene zur Tarnung, zur Anlockung durch Täuschung usw., wobei sowohl Pflanzen als auch Tiere über die Mimikryfähigkeit verfügen, siehe >>> Mimikry ...
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Ein besonders auffälliger und großer Vertreter der Schwebefliegen, der ebenfalls über eine gezielte Mimikry gegenüber der Hornisse verfügt, wäre die Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria). Leider aber sind nur geringe Unterschiede, nämlich ein lang beborstetes Schildchen (hier undeutlich zu sehen) und die Anzahl der schwarzen Ringe am Hinterleib (letzter Ring eventuell nur verdeckt?) Bestimmungsmerkmale der Gebänderten Waldschwebfliege oder Gelben Hummel-Schwebfliege (Volucella inanis), und nur die Größe würde ein zusätzliches Merkmal darstellen, was aber am Bild ebenfalls schwierig zu erkennen ist ...
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Dieser winzige, nur per Bild wahrscheinlich unbestimmbare Käfer (Coleoptera) mag als Beispiel für die Vielgestaltigkeit dieser Tiergruppe gelten. Diese verfügen über extrem große, extrem kleine, aber auch fliegende, laufende, hüpfende und andererseits längliche, runde, hoch gebaute und flache Individuen; bunt, schillernd oder schlicht gefärbt, lange oder kürze, gekeulte, gestielte, geknickte Fühler, mit und sogar ohne beißenden Mundwerkzeugen ... man kann sagen, dass sie die absolut formenreichste und daher auch eine der interessantesten Tiergruppe bilden ...
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Eine der häufigsten, jedoch im Vergleich zu verwandten Arten unauffällige Schwebefliege ist die Mistbiene (Eristalis tenax) deren Larven in eher unsauberem, verschlammtem, sauerstoffarmem Wasser leben und so einen fast konkurrenzlosen Lebensraum praktisch unangefochten besiedeln konnten ....
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Sexualdimorphismus nennt man das Auftreten verschiedener Färbung oder unterschiedlicher Gestalt zwischen den Geschlechtern, und der Rothalsbock (Stictoleptura rubra) ist ein typischer Vertreter dessen: Das Weibchen ist signalrot (und war wohl deshalb namensgebend für die Art) , das Männchen hingegen ist schlicht braun gefärbt und kleiner und schlanker ... beiden gemeinsam ist die Nahrungssuche auf Doldenblüten, wo sie sich von Pollen und Blütenteilen ernähren.
Übrigens ist das Männchen nur zwei Tage später fotografiert worden und >>> hier im Tagebuch auch zu finden
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Seit den ersten Streifzügen finden sich überall im raader Wald die Streifenwanzen (Graphosoma lineatum) in hoher Dichte - und nun belebt sich der Lebensraum schon mit der nächsten Generation, wobei die Streifenwanze nur eine Generation pro Jahr ausbildet, wobei die adulten (erwachsenen) Tiere überwintern. Die Jungtiere der Wanzen werden Nymphen genannt, die sich oft von den erwachsenen Tieren (auch bei Heuschrecken) nur durch die nicht entwickelten Flügel und mattere Färbung unterscheiden. Nymphen gibt es auber auch bei Spinnen und Zecken ...
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Dieses Bild könnte eine im deutschen anscheinend namenlosen Wollschweber (Villa modesta) zeigen - wobei ein Bildvergleich auch auf die Hottentottenfliege (Villa hottentotta) hinweisen kann .... hier wird wieder einmal die Problematik einer Bestimmung vom Bild offenkundig, denn die Musterung des Körpers bzw. der Behaarung ist nicht eindeutig erkennbar ... dennoch könnte Villa modesta passen, denn dieser Schweber bevorzugt sandige trockene Gebiete, und die Umgebung des Raader Waldes beherbergt genau solche Biotope mit einer auffällig großen Anzahl von darauf spezialisierten Arten!
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
Nicht einer Art zugeordnet werden kann diese Nymphe einer Wanze (Heteroptera) - es kann davon ausgegangen werden, dass die Körperform des fertigen Insekts ähnlich geformt ist, aber dies trifft auf viele Wanzenarten zu, und sie kann also nur von einem Kenner der Materie genau bestimmt werden. Interessant zu beobachten ist das Tierchen allemal, denn es zeigt den filigranen Körperbau mit überlang wirkenden Beinen und die langgliedrig strukturierten Fühler ...
Foto: © Mayr Florian, St. Valentin
>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...
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