Im Abenddämmer ...

19.09.2021

Oft hat es einen Vorteil, eine bestimmte Tageszeit im Raader Wald zu verbringen. Insekten zum Beispiel werden im beginnenden Abendlicht oft langsamer, sind weniger flüchtig. Dies bezahlt man aber mit einer wesentlich geringeren Artenanzahl, denn nur wenige können dieser Kühle trotzen ...

Im beginnenden Halbschatten sitzt die sonst so flinke Kleine Keilfleckschwebfliege (Eristalis arbustorum) auf dem Blütenstand der Rossminze (Mentha longifolia), und besucht eine kleine Einzelblüte nach der anderen. Immer wieder begeistern die variationsreichen Zeichnungen und Varianten von Brust und Hinterkörper - und lassen so manche Art der Schwebfliegen deutlich und sogar einfach unterscheiden. Diese Art gehört jedoch nicht dazu - sie hat eine leicht zu verwechselnde Schwesterart, die sich nur durch Borsten auf den kurzen Fühlern (!) unterscheidet.

Die einsetzende Abendkühle ist der Freund des Fotografen, wenn es um Insekten geht. Sie werden mit dem Verschwinden der Sonne immer träger und langsamer, immer weniger flüchtig. Und so hat es auch diese Gemeine Wiesenwanze (Lygus pratensis) nicht eilig, sondern labt sich genüßlich an den Blüten der Gewöhnlichen Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium).

Unauffällig und bewegungslos sitzt eine Gelbe Dungfliege (Scathophaga stercoraria) an einem Halm - das bloße Putzen der Vorderbeine ist nur dann als Bewegung zu erkennen, wenn man reglos eine Zeitlang an der gleichen Stelle verharrt und einfach einmal nichts tut, sondern nur wartet ... wartet ... wartet ...

An diesen kleinen rosa Blütenständen ist die Goldfliege (Lucilia sp.) auf ihrer Futtersuche zu finden.

Fast unsichtbar im Halbdunkel unter dem Blätterdach der Eiche sitzen mehrere Gemeine Schnepfenfliegen (Rhagio scolopaceus) im schattigen Bereich des Eichenstammes an der Rinde. Selbst wenn man weiß, dass sie da sind, kann man sie kaum ausnehmen, wenn sie bewegungslos da sitzen ... obwohl es sich um eine rechthäufige Art handelt, ist sie erst jetzt aufgefallen ... aber vielleicht schlummert in der Bilddatenbank ja noch ein altes Foto, auf dem sie nur nicht bestimmt werden konnte? Wir lernen ja dauernd dazu ...

Erst das Blitzlicht läßt die Konturen sowie die zweifarbige Zeichnung des Körpers und die Aderung der Flügel der Gemeinen Schnepfenfliege (Rhagio scolopaceus) hervortreten. Bestens so getarnt vollführen sie ihre kurzen Flüge und raschen Positionswechsel, die das Fotografieren erschweren ...

Trotz langsam einsetzender Dämmerung zieht hingegen der eilige Lauf des Großen Breitkäfers (Abax parallelepipedus) die Aufmerksamkeit auf sich. Eigentlich ist die hohe Zeit der Käfer schon im Abklingen, aber immer wieder gibt es solche Ausreißer, die abseits der "normalen" Vorkommenszeiten noch aktiv sind.

Verschiedene Lebensräume, verschiedene Jahreszeiten, ja, schon verschiedene Tageszeiten - all diese unterschiedlichen Voraussetzungen führen zu unterschiedlichen, abwechslungsreichen Ergebnissen in Form von Beobachtungen.

In Zeiten der Naturentfremdung ist nichts so notwendig wie das Betrachten der Natur, der Aufenthalt in der Natur - um wieder zu erlernen, was Natur ist, was natur mit uns macht - und was Natur FÜR uns bedeutet ...

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