Lebensraum Rossminze-Flächen ...
11.09.2021
Mit ihren nektarreichen Blütenzapfen ist die Roßminze begehrtes Ziel für eine immense Menge von Insekten - sie ist kleinräumig eingebettet in die großen gelben Felder der Kanadischen Goldrute. Ein genaueres Hinschauen wird belohnt durch farben- und artenreiche Begegnungen ....
Diesmal widmen wir uns ganz bewußt einigen kleinen, relativ gut abgegrenzten Lebensräumen der Freiflächen beim Raader Wald, die fast ausschließlich mit der Rossminze (Mentha longifolia) bedeckt ist und sich gleich am Wegrand befinden. Wie immer möchten wir es ja ermöglichen, dem interessierten Wanderer/Spaziergänger die Beobachtungen selber "nachzumachen" - auch um zu zeigen, wie einfach das Beobachten und Entdecken unserer "Natur vor der Haustür" eigentlich sein kann.
Wer auf dunkel erscheinende, relativ große Wespenähnliche Insekten achtet und sich dafür etwas zeit nimmt, findet derzeit relativ leicht die Borstige Dolchwespe (Scolita hirta), die noch vor gar nicht langer Zeit eine Seltenheit war, inzwischen im Raader Wald fest etabliert ist und leicht beim Blütenbesuch entdeckt werden kann.
Sie ist aber nicht nur an den Blüten zu finden, sondern auch überall dort, wo die verschiedenen Arten der Rosenkäfer (Cetoniinae) vorkommen - denn die Borstige Dolchwespe (Scolita hirta) lebt parasitisch an den Engerlingen der zu den Blatthornkäfern (Scarabaeidae) gehörenden Rosenkäfern (Cetoniinae), von denen im Raader Wald fünf verschiedene Arten vorkommen.
Hier klettert ein Exemplar einer Hornisse (Vespa crabo) einen dürren Stengel inmitten der Rossminze (Mentha longifolia) hoch - diese große Wespenart ist als Fleischfresser auf der Jagd nach kleineren, langsamen und unvorsichtigen Insekten, welche ebenfalls diese Blüten aufsuchen....
Für die Bestäubung der Rossminze (Mentha longifolia) enorm wichtig ist die Große Sumpfschwebefliege (Helophilus trivittatus), die hier in zahllosen Exemplaren summend und brausend herumschwirrt. Sie ist recht ökonomisch unterwegs, indem sie lieber auf kleinblütigen Pflanzen vorkommt, wo auf kurzen Distanzen zahlreiche Blüten sind. Auf diesem Bild ist ein Männchen zu sehen, das am Hinterleib drei in der MItte geteilte Bänder - zwei breite gelbe und hinten ein schmales weißes - trägt. Auffällig sind auch die drei dunklen Streifen am Brustschild.
Etwas anders ist die Anordnung der Bänder beim Weibchen der Große Sumpfschwebefliege (Helophilus trivittatus), nach den zwei gelben breiten Bändern am Hinterleib folgen zwei schmale weiße, in der Mitte nicht unterbrochene Bänder. Interessant dabei ist, dass die Entwicklung der Larven vorwiegend in schlammigen Gewässern stattfindet. Die geschlüpfte Schwebfliege legt danach weite Strecken zurück, um geeignete blütenreiche Wiesen für die weitere Nahrungsaufnahme aufzusuchen.
Auf anderen Blüten findet sich im Gegensatz dazu nur vereinzelt eine Mistbiene (Eristalis tenax), die ebenfalls zu den Schwebfliegen (Syrphidae) gehört. Wesentlich unauffälliger gefärbt, wird sie oft mit der Honigbiene verwechselt, worauf auch der Name hinweist. Wie die vorige Art entwickelt auch sie sich eigentlich in bakterienreichen, sauerstoffarmen Gewässern (Jauchegruben, schlammige Tümpel), nutzt aber für das Leben als fertiges Insekt blütenreiche Wiesen.
Unklar bleibt die nachfolgende Art Fliege - eine Ähnlichkeit besteht sowohl mit Mistbiene, aber auch mit Raupenfliegen - leider gibt die Seitenansicht keinerlei weitere Aufschlüsse, und so bleibt diese Art inzwischen unbestimmt ... sie ist aber ein weiterer Beleg dafür, wie Artenreich schon kleinste Lebensräume sein können, und dass bei genauerer Betrachtung immer wieder Neues zum Vorschein kommt.
Wir werden noch öfter nicht nur einfach durch den Raaader Wald streifen, sondern das Augenmerk auf Lebensräume richten, die uns während der Spaziergänge auffallen ... es ist dies eine ganz andere Art, Beobachtungen machen zu können - probieren Sie es einfach aus !
Immer wieder stößt man auf Neues, Unbekanntes - immer wieder bestärken uns die gemachten Beobachtungen, den Raader Wald zu erhalten, um das Lernen an und in der Natur für die Kinder und Jugendlichen, aber auch für die Erwachsenen möglich zu machen. Nicht nur jetzt und in der gegenwart, sondern auch in der ferneren Zukunft - direkt vor unserer Haustür, in diesem riesigen Grünen Klassenzimmer.
Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!
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