Schuppentiere unter sich ...
11.06.2021
Es sollte nur eine kurze Stippvisite in den Raader Wald werden, um gemeinsam mit einem Lehrer einen erklärenden Spaziergang mit einer Schulklasse vorzubereiten ... und so blieb die übliche Ausrüstung wie Feldstecher und Kamera zuhause .... tja, so kann man sich täuschen ... und es blieb daher nur der rasche Griff zum Handy, dessen Akku aber auch schnell leer war,
Nach einigen grundsätzlichen Erläuterungen über den Raader Wald bei einem kurzen Spaziergang mit überraschend vielen Beobachtungen ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dabei wurde auch über die Nutzung von "Wärmeinseln" gesprochen und welche Tiere dort öfter beobachtet werden können - und prompt glitzerte uns der beeindruckend dicke Körper einer Äskulapnatter (Zamenis longissimus) von einer dieser "Wärmeinseln" entgegen.
Leider mussten wir uns jedoch wegen des vorgegebenen zeitlichen Rahmens trennen - und so marschierte ich allein zurück, aber .... weit und breit war nichts mehr zu sehen ! Schlangen haben jedoch ihren eigenen Sinn - und ich den meinen: also einfach einen sicheren Standplatz suchen und in der prallen Sonne stillgestanden ... und nach wenigen Minuten wurde die Geduld belohnt ... allerdings wurden dabei die Schwächen des Handy's offenbar, denn ich musste nahe heran und dennoch jede Bewegung aufs Minimum reduzieren ...
Die Äskulapnatter war sehr vorsichtig und misstrauisch und zog sich wieder zurück ... worauf die Umgebung intensiv betrachtet wurde, um ihr Erscheinen an einem anderen Punkt nicht zu übersehen - und siehe da: eine abgestreifte Schlangenhaut lag versteckt zwischen dünneren Ästen eingeklemmt.
Die Füße wurden steif, die Hitze stieg - also leise, ganz leise zum Entspannen zurück auf den Weg treten - wo inzwischen eine junge Äskulapnatter (Zamenis longissimus) sich zu einem wärmenden Sonnenbad eingefunden hatte. Also wieder Schleichgang einlegen, mit langsamer Bewegung in die Knie gehen und so nahe wie möglich mit dem Handy an das Objekt der Begierde und - abgedrückt!
Ungerührt blieb die junge, wohl unerfahrene Äskulapnatter liegen - also noch weiter langsam (und schmerzhaft) in die Knie gehen und nochmal abdrücken. Bücken alleine ist hierbei nicht gut, denn eine von oben kommende, zu schnelle Bewegung wird von praktisch allen Tieren unbedingt als feindliche Annäherung gewertet und löst den Fluchtreflex aus ... Schön zu sehen das typische Muster des Jugendkleides der Schlange - aufgrund der im Jugendkleid noch sehr hellen, scharf abgegrenzten gelben Backen wird sie oft mit der Ringelnatter (Natrix natrix) verwechselt.
Nach diesem Erfolg nochmals Nachschau an der vorigen Stelle ... und sieh da: ein raschelndes schleifendes Kreisen, Schlingen und Kriechen in einer kleinen dunklen Erdhöhle ...
Durch Zufall bin ich in den Hochzeitstanz zweier außergewöhnlich großer Äskulapnattern geraten, deren Aufmerksamkeit so sehr auf die Paarung gerichtet war, dass sie meinen nicht ganz lautlosen Positionswechsel unbeachtet ließen ...
Es war ein unentwegtes Umeinanderschlingen - und dennoch blieben die Köpfe bei diesem Tanz der langen Leiber nicht weit voneinander entfernt ...
Ganz zum Abschluss machte ich noch die überraschende Entdeckung, dass noch ein drittes Exemplar in unmittelbarer Nähe war (links unten), jedoch nur mehr das Schwanzende aus einem Loch ragte.
Eng umschlungen verschwanden die Hochzeiter schließlich im Untergrund, wobei sie die typisch gelben Unterseiten zeigten, die man normalerweis kaum zu Gesicht bekommt - außer man fängt sie.
Zwischenzeitlich konnte ich von diesem Hochzeitstanz auch ein Handy-Video machen (siehe unten). Leider war dann der Akku des Handys fast leer - so konnte ich das vierte Exemplar, das kurz darauf unmittelbar an meinem Standplatz hervorkroch, nur mehr in einer abgeschnittenen Video-Sequenz festhalten ...
Mit Klick aufs Bild kann ein Handy-Kurzvideo aufgerufen werden >>>
Videoplayer notwendig für MP4 / 1:12 Minuten / 121 MB
HINWEIS: Nebenstehendes Äskulap-Portrait ist NICHT aus dem Raader Wald,
sondern aus meinem persönlichen "Schlangenarchiv" |
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Eine erstaunliche halbe Stunde wurde so gemeinsam mit diesen schuppigen Lebewesen verbracht ... und noch lange Zeit wird diese Beobachtung in mir wohl nachwirken ... und dieser intime Einblick wird auch den Entschluss noch bestärken, den Raader Wald als wichtigen Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt unbedingt zu erhalten ...
Wir werden an die lokale Politik die entsprechenden Fragen stellen, wir werden unsere gesammelten Daten, Bilder und Videos in die Waagschale werfen, wir werden den Erhalt einfordern, wir werden keine Ruhe geben ...
Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!
Hier gehts zur >>> online-Petition <<< wo Du bequem am Bildschirm unterschreiben kannst.
Danke für Deine Unterstützung! |
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