Der Blütengürtel des Waldes

15.04.2021

Der Frühling zeigt den Wald in einem ganz besonderen, oft fröhlich anmutenden Kleid: dort, wo der Wald sein Umfeld noch halbwegs seber gestalten kann, bildet er an seinen Rändern lange Zeilen von Büschen aus ....

Diese Gebüsche, die oft aus Dornenhecken bestehen, zeigen dann im Frühling ihre Blütenpracht - in so mancher heimatlicher Literatur wird dies als "jungfräulicher Schmuck in Form eines prächtig gefärbten Gürtels" beschrieben. Hier im Raader Wald wird dies besonders ersichtlich in der Blütezeit der Schlehe (Prunus spinosa). Dieser extrem stachelige Strauch ist einerseits wichtig für so manche insektenfressenden Vögel, die im dichten Gezweig Nester bauen, die somit vor "Freßfeinden" gut geschützt sind. Andererseits bilden die Früchte der Schlehe oft ein letztes, wichtiges Winterfutter in schneereichen Zeiten, wenn der Boden für die Tiere unerreichbar ist.

Da die Schlehe (Prunus spinosa) für die Forst- aber auch Feldarbeit als "Grenzgänger" zwischen Feld und Acker als äußerst hinderlich empfunden wird, ist sie weitgehend verschwunden und kommt oftmals nur mehr als Einzelgebüsch vor. Dies wiederum führt zum Aussterben von diversen Insekten, besonders Schmetterlingen, welche diesen Strauch als Lebensgrundlage benötigen und an ihn gebunden sind. Die großen Distanzen zwischen den einzelnen Sträuchern können nicht mehr überwunden werden, eine Ausbreitung und Vermehrung der Insekten ist dadurch nicht mehr gewährleistet und so sterben sie irgendwann endgültig aus.

So, wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, ist ein einzelnder Strauch noch lange kein Lebensraum ....

Die Karte zeigt, dass Schlehen im Raaader Wald noch als riesige, geschlossene Heckenzüge zu finden sind. Nur dadurch ist es auch erklärlich, dass seltene Insekten hier noch ausreichend Lebensraum finden! Sie können den Heckenzügen folgend, ihren Lebensraum einerseits erweitern, andererseits intensiven genetischen Austausch mit Artgenossen pflegen.

Aufgrund der großen Fläche des Raader Waldes von ca. 100 ha und des unüberschaubaren Artenreichtums dauern solche Erhebungen immer noch an, und sie sind noch lange nicht abgeschlossen. Somit ist auch diese Karte noch nicht der letzte Stand des Wissens um die Verbreitung des Schlehdorns (Prunus spinosa).

Jeder Ausflug in den Raader Wald führt zu neuen Erkenntnissen, neuen Beobachtungen, und immer wieder treten neue Zusammenhänge zutage. Dies alles ist aufgrund seiner Lage für praktisch jedermann/frau möglich - und wie die Karte auch deutlich zeigt, ist dies großteils DIREKT AM WEGRAND möglich! Soll dies wirklich alles einfach verschwinden? Begraben und verloren durch sogenannte "überbaute Fläche" für Gewerbegebiet, Straßen und Wegenetz, Industriefläche und Infrastruktur? Jede Nutzung dieser geschlossenen Waldfläche würde das Gesamtbild unweigerlich zerstören, würde Wanderstraßen für Tiere und Straßen vernichten, würde Lebensräume unwiederbringlich verschwinden lassen ....

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

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