Gedanken zu Naturraum - Kulturraum

21.03.2021

Der wenige in Österreich noch vorhandene Naturraum ist vielfach durchsetzt von Kulturraum, also Bereichen die durch menschliche Einflüsse verändert oder entwickelt wurden. Genauso ist es im Raader Wald: praktisch überall wurde eine wenn auch nachhaltige Nutzung durchgeführt, und auf einigen kleinen Flächen wurden standortfremde Bäume angepflanzt. All dies mindert jedoch den Wert dieses weitgehend naturbelassenen Eichenwaldes nicht: Die Artenvielfalt sowie das Vorkommen geschützter Tiere und Pflanzen belegen das.

Dieser kleine Kelchbecherling (Sarcoscypha sp.) leuchtet hell aus der noch braunen Krautschicht hervor - er ist nur einer aus der Abteilung der Schlauchpilze (Ascomycota). Auch bei den Pilzen harren noch zahlreiche Arten der Entdeckung und Bestimmung.

Der Raader Wald ist ein sogenannter Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald, nach dem Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie als Typ 9170 eingeordnet und europaweit geschützt. Durch die frühere bäuerliche Nutzung der Hainbuche (Carpinus betulus) wurde diese zwar stark zurückgedrängt, der überall zu findende natürliche, nicht aufgeforstete Jungwuchs zeigt aber, dass Geologie, Boden und Standort für das Aufkommen der Hainbuche ideal ist.

Kleine Gehölze mit gleichmäßiger Artenausstattung wie dieses Wäldchen aus Rotföhren (Pinus sylvestris) zeugen davon, dass immer wieder versucht wurde, dem Boden eventuell besseren Holzertrag zu erwirtschaften. Die bodenständige, aber nur mäßig wachsende Stieleiche (Quercus robur) war kaum wirtschaftlich nutzbar, da sie auf dem kargen Schotterboden nur langsam wächst und kaum gerade Stämme ausbildet. Über diese Anpflanzungen kann man geteilter Ansicht sein: einerseits sind sie "unnatürlich", da die Rotföhre nur vereinzelt in diesem Wald vorkommen würde, andererseits erhöht sie die Artenvielfalt und gibt zahlreichen auf die Rotföhre angewiesenen Tier- und Pflanzenarten letzten Lebensraum ...

Der Raader Wald läßt viele Beobachtungen und Gedanken darüber zu, was unberührte Natur eigentlich ist - und dass es in unserem Kulturraum kaum mehr eine solche gibt. Man kann darüber sinnieren, wieweit die "Unberührtheit" wiederherzustellen ist und ob das sinnvoll oder überhaupt möglich ist? Man kann sich auch Gedanken machen über die Zielsetzung solcher Naturräume und die uralte Diskussion führen: die "Natur = Wildnis" einfach zuzulassen - oder durch fortwährende gezielte Eingriffe die Artenvielfalt hoch zu halten bzw. zu erhöhen. Denn eines muß klar sein: ohne menschliche Eingriffe wäre die Artenvielfalt - zumindest im halbwegs naturbelassenen Raum - viel geringer !

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