Eine Stunde im November ...

03.11.2020

Die Nächte sind schon kalt, die Tage kühl, und eigentlich rechnet man nicht mehr damit, bei einem kurzen Rundgang noch allzuviel zu entdecken... aber der Schein trügt ...

Ein paarmal innerhalb weniger Meter habe ich hinweggeschaut auf die am Weg herumkriechenden schwarzen Raupen. Erst nach einer Abzweigung, als sie plötzlich wieder in größerer Anzahl auftauchten, habe ich mich dafür interessiert und sie genauer betrachtet - und siehe da, es sind gar keine Raupen! Allerdings konnte ich das erst mittels der Bilder zuhause feststellen, denn eigentlich nur aus Gewohnheit und bei eher schlechten Lichtverhältnissen habe ich abgedrückt. Es handelt sich um die Larve vom Weichkäfer oder Soldatenkäfer (Cantharis sp.), der im Sommer in reichlicher Menge auf Blüten sitzend zu finden ist. Seien Häufigkeit erklärt auch die menge der herumflitzenden Larven, die sich wohl schon auf die Suche nach einem Winterquartier machen. Auffällig an diesen larven ist die weiche, braune, pelzige Behaarung, die sie bei flüchtigem Hinschauen wie eine Raupe wirken lassen.

Am kaum bewachsenen Boden in der Sonne sitzend hat diese Tapezierspinne (Atypus sp.) sofort versucht, sich aus dem Staub zu machen - und so war's nichts mehr mit fotografieren. Also blieb nur mehr, rasch die Becherlupe zu platzieren und die Spinne hineinzuscheuchen, um ein Bild zu bekommen. Mörderische Kiefer dominieren den Schädel dieser etwa 15 mm großen Spinne, was auf ein Weibchen schließen läßt. In mancher Literatur findet man einen Hinweis auf für den Menschen giftige, zumindest schmerzhafte Bisse. Ein Zusammentreffen ist aber höchst unwahrscheinlich - und wenn man sie in Ruhe läßt, hat man ohnehin nichts zu befürchten. Alle von mir bisher gefangenen Spinnen entschieden sich eher für die Flucht, und ließen sich so (fast!) immer kontrolliert in die Becherlupe scheuchen.

Eine im Teenager-Alter befindliche Stiel-Eiche (Quercus robur), jene Art, aus der ein Großteil des Raader Waldes besteht. Der Herbst läßt leichter auf die Jungpflanzen aufmerksam werden als im gleichgrünen Bewuchs des Sommers. Jetzt fallen sie gegen den dunkler werdenden Boden wegen der heller werdenden Farben der Blätter auf ... naja, zumindest wenn man ein wenig geübt ist.

Fast ist man geneigt, an den übermäßigen Bewuchs einer Flechte zu glauben. Allerdings handelt es sich bei diesem rostroten Belag um den Befall einer Luftalge oder Grünalge (Trentepohlia aurea). Während diese Alge keinen Einfluß auf die Gesundheit des Baumes hat, ist sie doch ein Anzeiger einerseits für ausreichend feuchtes Wetter, das die Färbung intensiver leuchten läßt, andererseits wird das Wachstum befeuert von Luftschadstoffen wie Schwefel etc., was wiederum auf ein Übermaß an Emissionen schließen läßt.

Der Raader Wald bietet nicht nur ein hervorragendes Arteninventar quer durch alle Tier- und Pflanzenarten. Er ist auch Sauerstoffspender einerseits - und andererseits aber auch Filter für Luftschadstoffe, die er mit seinen Blättern aus der umgebenden Luft "herauskämmt" oder die sich mit dem Niederschlag auf den Wald herabsenken und so - wie im Fall der Alge - als Dünger wirken können.

Dies wiederum zeigt uns beispielhaft, dass ein Wald mehr ist als eine Ansammlung von Bäumen, dass er auch für den Menschen wichtige, unersetzbare Funktionen erfüllt - und daher unbedingt unseren Schutz verdient!

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

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Danke für Deine Unterstützung!

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