Anstatt der Schlingnatter ...

16.08.2020

Die Natur lässt sich ganz einfach kennenlernen - man muss nur immer wieder gleiche Stellen aufsuchen, und schon bemerkt man die Unterschiede: jede Jahreszeit hat ihre Erscheinungsform, es zeigen sich immer neue tierische Bewohner, die krautigen Pflanzen wachsen und vergehen, Sträucher und Bäume treiben aus, blühen, fruchten, verkahlen, ganze Flächen ändern ihren Bewuchs, Bäume fallen ...

Und deshalb habe ich wieder das Revier der Schlingnatter aufgesucht und unter die Rinde des Baumstrunkes geschaut - sie war diesmal nicht anwesend - aber dafür wurde ich anderweitig fündig: Ein Paar des Rothalsbock (Stictoleptura rubra) hat sich in dieses dunkle Versteck zurückgezogen, um dort die Paarung zu vollziehen. Deutlich zu sehen der "Geschlechtsdimorphismus", was die Unterschiede in Farbe und Gestalt zwischen Männchen und Weibchen bezeichnet: die Männchen sind ockergelb mit schwarzem Halsschild sowie kleiner und schlanker als die Weibchen, die komplett rot sind.

An der Brachelandschaft unmittelbar am Rand des Raader Waldes zeigt sich die Veränderung ganzer Flächen. In diesem Jahr war die Blüte des Berufskrauts allgegewärtig und legte einen weissen Schleier über die Ebene.

Es ist egal, ob man den Blick auf das Gesamte oder auf ein Detail richten möchte: Der Raader Wald bietet für jeden das, was er braucht, was ihn interesiert, was er für wichtig hält. Er ist Beispiel für das Grosse und Ganze, das Zusammenhängende, aber auch für das Kleine, das Winzige, das Unauffällige ... jedenfalls aber Beispiel und Teil des Systems, der Ordnung der Natur, die aus den kleinen Dingen das große Ganze bildet. Das wiederum "funktioniert" nur, wenn der Mensch genügend Raum dafür läßt. "Genügend" aber nicht nach der gewinnorientierten Maßgabe des Menschen, sondern nach dem Bedürfnis der gesunden Natur ...

Arbeiten wir gemeinsam für den Erhalt des Raader Waldes. Lernen wir ihn gemeinsam kennen, damit wir wissen, warum wir ihn schützen müssen ...

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