Durch den Wald geschlängelt ...

30.06.2020

Wieder einmal ein nur kurzer Durchgang - dennoch interessante Entdeckungen und sogar eine exotisch anmutende Wanze vor die Linse bekommen ...

Von den Blättern im Gebüsch leuchten die signalroten Flügeldecken der Pappel-Blattkäfer (Chrysomela populi) ... zumindest scheint es beim ersten Hinschauen so. Es könnte sich nämlich auch um die Schwesterarten Chrysomela saliceti oder Chrysomela tremulae handeln. DAS läßt sich wieder einmal nur mittels Fachliteratur klären ... sofern eine Unterscheidung nach Bild überhaupt möglich ist!

Die Suche nach Käfern, die sich tagsüber unter loser Baumrinde verstecken, kann so manche Überraschung bringen! Ein leises Zischeln warnt mich, und bevor ich die Rinde weiter ablöse, halte ich erstmal die Finger still und mache mit nur einer Hand die Kamera bereit. Irgendwie gelingt es mir, die Kamera zu starten, die Makrofunktion einzuschalten, den Blitz vorzubereiten und die verlangte Tiefenschärfe anzuschätzen. Dann leise die Rinde vom Stamm lösen und .... eine darunter friedlich den Tag verschlafende Schlingnatter (Coronella austriaca) verschwindet blitzartig ins Gras. Reiner Zufall, dass ich noch irgendwann rechtzeitig abdrücken konnte .... leider eben nur mit einer Hand, und so ist das Bild leicht unscharf.

Auf den weißen Blüten finden sich altbekannte kleine Bockkäfer mit 2 braunen Längsstreifen, die ich als Kleinen Schmalbock (Stenurella melanura) bestimmt habe ... aber irgendetwas ist da doch anders? Die 2 braunen längsseitigen Felder sind unterbrochen - und das heißt, dass ich ein Exemplar vom Zweibindigen Schmalbock (Stenurella bifasciata) vor mir habe.

Immer wieder begegnet uns die räuberisch lebende Rote Mordwanze (Rhynocoris iracundus). Sie ist leicht zu verwechseln mit der Geringelten Mordwanze (Rhynocoris annulatus), die aber weniger Rotanteil besitzt.

Lichte, trockene Wälder und Auen, Abhänge und Parks beherbergen den Ameisensackkäfer oder Ameisen-Blattkäfer (Clytra laeviuscula). Ihr Name stammt von der Eigenart, dass die Ameisen die fallengelassenen Eier der Käfer in den Bau tragen, wo sie sich von der Nahrung der Ameisenbrut ernähren.

Diese realtiv massive Heuschrecke sitzt sich sonnend auf einem Blatt und bemerkt wohl gar nicht, dass sie fotografiert wird. Markant sind die überlangen Fühler und das aufrecht stehende, schwertförmige Ende des Hinterleibs ...

Wir stehen unmittelbar davor, 2.000 Tier- und Pflanzenarten für den Raader Wald festgestellt und dokumentiert zu haben. Einerseits ein wichtiges Argument, den Wald zu erhalten, denn Artenvielfalt ist ein Thema, das sehr wichtig geworden ist in der letzten Zeit. Andererseits ein noch immer viel zu niedriger Wert, da wir einfach nicht in der lage sind, alles zu bestimmen, nicht nur aus Zeitmangel, sondern weil die Bestimmung vom Bildmaterial viel zu selten wirklich möglich ist!

Dennoch sollte es jedem klar sein, dass diese Vielfalt ohnehin sich nur jenen erschließt, die sich die Zeit nehmen, den Raader Wald regelmäßig über einen längeren Zeitraum zu "erwandern" - oder eben im Rahmen von Führungen und Exkursionen, wo zur Entdeckung, zur Beobachtung angeleitet wird. Dies wiederum kann nur realistisch umgesetzt werden, wenn dem Raader Wald ein Schutzstatus zugesprochen wird, mit dem schließlich die Erlaubnis verbunden ist, solche Führungen professionell abzuwickeln.

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

Hier gehts zur >>> online-Petition <<< wo Du bequem am Bildschirm unterschreiben kannst.

Danke für Deine Unterstützung!

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