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Käfergrabschen und Giftglöckchen ...
03.06.2020
Mit einer Becherlupe und der Kamera bewaffnet kann man lange durch den Raader Wald streifen und seine ganz eigenen Beobachtungen machen ... sofern man die kleinen flinken Tierchen, die man ins Visier nimmt, auch erwischt ...
Flink saust ein kleines schwarzes Etwas quer über den Weg, stoppt bei manchem Grasbüschel, schlüpft unverhofft unter ein flaches Stück Rinde, kommt aber prompt an dessen anderer Seite wieder zum Vorschein. Da heißt es schnell und beherzt zugreifen, sonst verschwindet er wie ein Blitz am anderen Wegrand. Kaum 100mm ist der Bursche groß, in der Becherlupe sehen wir an seinem Körperbau, dass er zu der Familie der Laufkäfer (Carabidae) gehört, und zwar nicht gerade zu den großen Exemplaren. Wir bemerken, dass der Körper matt stahlblau ist, auf den Flügeldecken Furchen hat, die Fühler rötlichgelb, an der Basis hellgelb ist. auch die Beine haben hellere, braune Fußglieder, die man Tarsen nennt. Und kräftige Dornen am Ende jener hinteren Beinglieder, die unseren Unterschenkeln entsprechen. Tja, alle diese Merkmale sind aber oft immer noch nicht genug, um die Art wirklich von einer oder mehreren anderen, ähnlich aussehender Arten eindeutig zu unterscheiden. .... und so bleibt das Tierchen unbestimmt, außer man nimmt es mit nach Hause und führt eine intensive Bestimmung per Fachbuch durch.
Zum Vergleich: auch dieses Exemplar flitzt über den Weg. Auch dieses Exemplar mißt wenigen als 10mm und gehört zu den Laufkäfern (Carabidae). Der Körper glänzt stärker und in Grüntönen, und auch die Furchen anden Flügeldecken sind da. Auch die Fühler sind rötlich, das Glied an der Basis scheint aber kleiner zu sein. Die Beine haben ebenfalls braune Endglieder, und Enddornen an den Schienen sind auch da. Dennoch handelt es sich um eine vom ersten Beispiel unterschiedliche Art. Es müssen also noch andere Merkmale, die an den Bildern unsichtbar bleiben, sich teilweise an der Unterseite des Käfers befinden, zu einer tatsächlichen Unterscheidung und Bestimmung herangezogen werden .....
Suchen wir weiter ... hier lehnt ein vergessener Betonquader an einem Baumstamm. Die Erfahrung zeigt, dass sich dahinter im schattigen Hohlraum Insekten verstecken können - und so wird er vorsichtig nach vorne geklappt und mittels Becherlupe eingefangen, was sichtbar wird ... und tatsächlich ...
... gleich zwei Käfer aus der Familie der Schwarzkäfer (Stenomax aeneus). Es ist ein so heimlicher, wenn auch nicht seltener Käfer, dass er scheinbar gar keinen eigenen deutschen Namen besitzt. Erst nach Anbruch der Dunkelheit laufen sie an Baumrinde umher, vorwiegend in Eichenwäldern, auf der Suche nach Pilzen.
Schon das Erkennen dieses flinken Gesellen ist ein Problem - kaum sieht man eine Bewegung, fliegt er auch schon auf und schlängelt sich metallisch aufblitzend einige Meter durch die Luft, worauf er landet und - verschwunden ist! Seine grüne Farbe und das Fleckenmuster läßt ihn einfach sich auflösen auf sandigem Boden mit trocken-grünem Bewuchs. Es handelt sich dabei um den Feldsandläufer (Cicindela campestris). Mit seinen langen Beinen kann er äusserst rasch laufen, und mit seinen riesigen - hier nicht sichtbaren - Kiefern ereilt er Spinnen, Ameisen und andere Kleininsekten, die er mit einem Biß tötet.
Dieser unauffällige Busch gehört zu den Nachtschattengewächsen, und wirkt vorerst harmlos ...
Ein Blick auf die Blüte zeigt, um welche Art es sich handelt: die äußerst giftige Tollkirsche (Atropa belladonna), deren große, schwarze, glänzende Kirsche sich aus dieser Blüte entwicklen wrd und so manches Kind, aber auch manchen Erwachsenen, dazu verführt, sie zu kosten. Davon sei unbedingt abgeraten!
Weiße Doldenblüten beherbergen immer wieder eine ganze Reihe von Käfern, die an ihre Pollen oder den Nektar kommen wollen. Dieser zweifarbige Schnellkäfer (Elateridae) allerdings saß unauffällig und unbeweglich an einem Blattstiel eines Strauches. Solche Tierchen sind besonders schlecht zu fangen, da die geringste Erschütterung eines Zweiges, oftmals schon eine Blattes genügt, um sie zu warnen, worauf sie sich fallen lassen und danach unauffindbar sind. Auch hier wiederum gibt es mehrere sehr ähnliche Arten, was eine nähere Bestimmung im Feld unmöglich macht.
Im Lauffe des Spazierganges wird man immer geschickter - und so werden die zu fengenden Tierchen auch immer kleiner. Auch diese beiden Laufkäfer (Carabidae) sind bei Sonne über den Weg gelaufen und haben ihren Weg in die Bescherlupe gefunden. Kaum 5 Millimeter groß, wird die Bestimmung auch mit Fachliteratur immer schwieriger ....
Die Becherlupe ist ein unverzichtbarer Begleiter für diejenigen, die sich den Kleinsten in der Tierwelt zuwenden wollen. Die Tiere lassen sich damit fangen, mit dem eingebauten Raster größenmäßig gut abschätzen, mit der integreierten aufgesetzten, 2-stufigen Lupe auch genauer betrachten.
Der Raader Wald ist das ideale Gebiet für die Entwicklung derlei Interessen, gerade für Kinder und Jugendliche, die ohnehin oft schon fernab der Natur aufwachsen, denen das Interesse an der Natur durch vielerlei (digitale, kommerzielle) Ablenkung verunmöglicht wird. Der Raader Wald bietet daher beste Voraussetzungen, dieser Abkehr von der Natur entgegenzuwirken. Um das aber auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen wir dafür sorgen, dass dieser einzigartige Eichenwald vor unserer Haustür den Bewohnern der Region, der Jugend der Region, den Kindern und Familien der Region erhalten bleibt ....
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