Querdurch ...

27.05.2020

Man kann die Spaziergänge oder Exkursionen im Raader Wald sehr abwechslungsreich gestalten. Der Bogen spannt sich vom müßigen Spaziergang zum Frischluft tanken bis zur aufmerksamen, analytischen Betrachtung eines Quadratmeters Boden. Die Möglichkeiten reichen vom gezielten "Untersuchungsobjekt" bis zum Aufspüren und Beobachten einer Gruppe von Tieren oder Pflanzen. Man hat die Möglichkeit einer zielgerichteten "Exkursion" oder des zufülligen Begegnens und Findens. Und alles das kann sowohl der Spaziergänger als auch der interessierte, hochspezialisierte Wissenschaftler in beliebiger Art und Weise oder Reihenfolge ...

Sogar eine sogenannte "gewöhnliche Art" kann recht hübsch sein und muss sich hinter keiner anderen Blütenform verstecken. Eine Acker-Winde (Convolvulus arvensis) schickt hier aus der angerenzenden Wiese ihre Triebe und bildet im Licht der Sonne ihre Blüten aus.

Ein Besuch der Käferfallen hat wieder ein interessantes Ergebnis: zwei große Laufkäfer, nämlich links der Goldgruben-Laufkäfer (Carabus hortensis) sowie rechts der ... tja, was ist das eigentlich wirklich? Da gibts einige ähnliche Arten, manche mit roten Beinen und rotem ersten Fühlerglied, aber das auch nicht immer, mal ist der Körper breiter, mal länger, mal die Kettenstreifen flacher, mal ausgeprägter. Da hilft wohl nur der Griff zum Bestimmungsbuch oder der Rat eines Spezialisten ...

... und so im Vorbeigehen wieder ein neuer Standort ener alten Bekannten, der heimischen Orchidee Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha). Hier ein besonders stattliches Exemplar - aber obwohl sie scheinbar auffällig dominant hier im Grünen steht, ist sie in Wirklichkeit durch ihre zartgrüne Blütenfarbe schon aus kurzer Distanz kaum sichtbar und gut getarnt ...

Markant, elegant und immer wieder bezaubernd die Blütenform von der Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha).

Eine typische Haltung des Hobby-Entomologen (Insektenkundlers) während des langsamen Gehens: immer der Blick gesenkt und aufmerksam den Boden betrachtend. Nicht immer bewegen sich die kleinen Sechsbeiner und lenken die Aufmerksamkeit auf sich ... manche verharren sofort bei Annäherung und halten still und stiller ....

Tja, fast übersehen, aber gerade noch erkannt ... die absolut still sitzende "Nymphe" einer Wanze, wie man das Larvenstadium bei dieser Insektengruppe nennt. Die Wanzenart selbst ist schon schwierig zu bestimmen, schlimmer scheint es noch bei der Zuordnung zu deiner Art bei den Nymphen zu sein. Vergleiche zeigen, dass die Nymphe der Kohlwanze (Eurydema oleraceum) noch die größte Ähnlichkeit hat, aber ob Ähnlichkeit zur Bestimmung ausreicht? Nun, wir werden sehen, ob eine Bestätigung für diese vorläufige Bestimmung zu erhalten ist ...

Auf einer gelben Blüte sitzt ein Käfer, der an einen Bockkäfer erinnert. Der Gemeine Scheinbockkäfer oder Gemeine Schenkelkäfer (Oedemera femorata), dessen beide deutschen Namen einerseits auf seine Ähnlichkeit mit Bockkäfern, andererseits auf seine (zumindest bei den Männchen) stark verdickten Hinterschenkel hinweist. Wozu diese Verdickung sich ausgebildet hat, ist nicht nachvollziehbar, weil er sie NICHT zum Springen einsetzt, hingegen ein gute Flieger ist.

Mit lautem, kraftvollem Hacken verrät sich unser unser größter heimischer Specht, der Schwarzspecht (Dryocopus martius) im Raader Wald. Die zahlreichen, abgestorbenen Eschen sind nur für den menschne ein Problem, für ihn sind sie Nahrungsgrundlage - und wenn er eine Höhle hineinzimmert, auch Wohnort. Wir sagen zu diesen alten Bäumen "stehendes Totholz", und dieses ist auch äußerst Wertvoll für die Lebensgemeinschaft Wald. Sie erhöht die Artenvilefalt exorbitant und sorgt damit für Stabilität im Ökosystem.

Beim Verlassen des Raader Waldes zwitschern einige Rauchschwalben (Hirundo hirundo) am Zaun, der den Ennskanal begleitet. Sie sind natürlich keine "echten" Bewohner des Raader Walds, aber so wie sie oftmals über die Wasserflächen des Ennskanals jagen, genauso befliegen sie die weiten Brachen des Raader Waldes, denn auch dort gibt es zur richtigen Jahreszeit Unmengen von Insekten, die sie im rasanten Flug erbeuten und zu ihren hungrigen Jungen bringen ...

Blumen, Käfer, Wanzen, Vögel ... recht abwechslungsreich war dieser Spaziergang wieder einmal.

Das aktuelle Geschehen mit der Corona-Pandemie sollte uns nachdenklich machen, warum die Natur auf diese Art und Weise zurückschlägt, nachdem wir Menschen so lange rücksichtslos und um jeden Preis Raubbau an der Natur getrieben haben und immer noch sinnlos treiben. Sinnlos deshalb, weil es im Gegensatz zu den Behauptungen von Wirtschaft und Politik, kein permanentes Wachstum geben kann, denn schon jetzt beginnt es eng zu werden auf dieser Erde. Schon lange rechnen wir in "Fußabdrücken" vor, wieviel "Erde" ein Volk verbraucht ... aber nützt dies etwas?

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

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Danke für Deine Unterstützung!

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