Was uns Federn sagen ...
25.05.2020
Immer wieder finden wir im Raader Wald Federn von Vögeln. Dazu muss man wissen, dass es oft aufgrund der Spurenlage möglich ist, zu unterscheiden, ob es sich um eine "freiwillig" z.B. in Form der Mauser abgegebene Feder handelt, oder ob es eine durch Fremdeinwirkung durch einen Freßfeind entrissene Feder handelt. Weiters gibt es noch die Totfunde in Form der "Rupfungen", wobei es sich hierbei um vom Räuber zurückgelassene Federn handelt, oder die echten Totfunde, wo der gesamte Körper im Federkleid vorgefunden wird.
Eine ganz besondere Feder ist dieser Fund: schon öfter konnten wir die Turteltaube (Streptopelia turtur) sowohl über akustische Bestimmung als auch über optische Wahrnehmung feststellen. Mit dieser Feder - einer Steuerfeder vom Schwanz der Taube - existiert nun ein weiterer Beleg über das Vorhandensein von Turteltauben im Raader Wald. Für die Bestimmung von Federn der Arm- und Handschwingen sowie der Steuerfedern existiert einschlägige Literatur, die für die meisten - aber wie so oft nicht für ALLE! - Bestimmungen von Federn geeignet ist.
Bei diesem Fund liegt die Sache schon schwieriger. Keine markante Färbung, zu wenig ausgeprägte Zeichnung und fast nur Federn der Armschwingen ... graubraune Federn haben auch viele Jungvögel bei den Drosseln und anderen Vogelarten ... aber warten wir ab, das die Präparation erbringt. Die Federn werden jedenfalls eingesammelt und mitgenommen ...
Die erste Sichtung ergibt - wie schon im Freiland erkannt - einige nur wenig aussagefähige (kleine) Körperfedern, die selten zur Bestimmung herangezogen werden können, da sie viel zu einheitlich, zu wenig markant gefärbt sind, um differenzieren zu können. Weiters die schon genannten Federn der Armschwingen, die sich durch weitestgehend einheitliche Krümmung und stumpfe Enden auszeichnen.
Die Federn werden nach Größe und Position am Körper sortiert - unten die kleinen vielfach bedunten Körperfedern, oben die Federn der Armschwingen. Jetzt wird auch deutlich, dass der (Jung?)Vogel von einem vierbeinigen Raubtier gerissen wurde: die Federspindel wurden am vorderen Ende abgebissen! Greifvögel tun das nicht, sie rupfen die Feder als Ganzes aus dem Körper, wodurch die Spindel nur eine leichte Einkerbung des Schnabelrandes aufweist, die manchmal sichtbar, oft jedoch fühlbar ist!
Die Federn wurden feinsortiert und aufgeklebt - die rötliche Färbung mancher Spitzen lassen den Verdacht auf eine Amsel oder Singdrossel unbestätigt. Es bleibt hier nur übrig, dieses "Dokument" zu archivieren und abzuwarten, ob ein Vergleich mit einem späteren, detaillierteren Fund möglich wird, oder ein Kollege bereits über ein aussagefähiges Vergleichspräparat eines früheren Fundes verfügt.
Wie man sieht, können nicht alle Beobachtungen sofort bestimmt oder eingeordnet und damit erledigt werden. Dennoch ist es wichtig, derartige Funde zu archivieren, denn der permanente Umgang damit erhöht mit jedem Exemplar die Erfahrung und dadurch die Möglichkeit, irgendwann doch zu einer richtigen und endgültigen Bestimmung zu kommen.
Mit der Natur in der Natur zu arbeiten - das ist es, was den Kontakt zur Natur und das Verständnis der ökologischen Zusammenhänge verbessert. Nicht alle können dies jedoch in ausreichendem Maße mit ihren sonstigen interessen und Lebensinhalten vereinbaren. Dennoch können auch diese durch geeignete Maßnahmen wie Führungen und Vorträge an die Natur und ihre Erfordernisse herangeführt werden. Der Raader Wald ist genau hierfür DAS geeignete Objekt ... und genau deshalb muss er unbedingt bewahrt werden, um möglichst vielen Menschen der Region die Natur, ihre Zusammenhänge und aber auch Bedürfnisse vor Augen führen zu können.
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