Es hat gekracht im Wald ...

17.02.2020

Der Raader Wald ist immer in Veränderung - es sind dynamische Prozesse und damit natürliche Vorgänge, die das Gesicht eines Waldes immer wieder anders erscheinen lassen. Die Natur braucht sogar diese Dynamik, denn nur so kann sie der ihr eigenen Vielfalt Raum geben.

Die Winde der vergangenen Tage haben wieder reiche Ernte gehalten bei den dürren Eschen, die überall im Raader Wald stehen. Sie schwanken ächzend im Wind und irgendwann brechen sie krachend nieder, wobei sich die dünnen Äste zersplitternd weitum verteilen.

Schon werden auch Gräser vom Licht viel zu bald aus der Erde gelockt; die stürzenden Eschen geben so manchen vorher beschatteten Bereich dem Sonnenlicht preis, und gleich sprießen die im Boden wartenden Kräuter, um nur ja nichts zu versäumen ...

Das herumliegende Totholz wird im Sommer eine wahre Fundgrube für die Suche nach totholzbewohnenden Insekten sein. Unter der abblätternden Rinde finden sie erste Verstecke, bevor sie sich an das Holz heranmachen ... Jeder Rottevorgang, vom Austrocknen an der Sonne bis zur feuchten Fäulnis am Boden wird durch eigene, verschiedene und hochspezialisierte Insektenarten begleitet und oft sogar erst ermöglicht. Es wird die Aufgabe dieses Sommers sein, diesen schwer beizukommenden Tierchen auf die Spur zu kommen ...

Wo man auch hingeht, überall liegen gestürzte Eschen am Boden. In der Natur ist dies eigentlich ein natürlicher Prozess - in diesem Fall aber ist er durch den Menschen eingeläutet worden. Die Globalisierung hat den für unsere Eschen mörderischen Schlauchpilz (Hymenoscyphus fraxineus) mit dem lieblichen deutschen Namen Falsches Weißes Stängelbecherchen in unseren Lebensraum gebracht - und der wütet fürchterlich an den Eschen (Fraxinus excelsior).

Aber nicht nur die Eschen zeugen vom Tod in der Natur - hier decken dürre Halme ein umgekommenes Rehkitz zu. Es ist unklar, woran es verendet ist, der Winter war viel zu warm, um seine erbarmungslose, eisige Auslese zu betreiben ...

Ein lautes Warnen und flinke Bewegungen im Unterholz machen auf das Vorhandensein einer Sumpfmeise (Poecile palustris) aufmerksam, die aber so schnell verschwindet wie sie aufgetaucht ist ...

Was haben wir denn da? Ein Stück Gewölle eines (Nacht?)Greifvogels liegt wie am Präsentierteller auf einer Baumscheibe. Sie wird fotografisch dokumentiert und mitgenommen - zuhause wird sie vorsichtig in ihre Einzelteile zerlegt um zu ergründen, wovon sich der Vogel ernährt hat - und vielleicht läßt das ja Rückschlüsse auf die Art zu?
Wir werden hierüber berichten ...

Spuren, Tiere, Pflanzen, Ereignisse, Erlebnisse, Interessantes, Dynamik, Tod, Leben, Geheimnisvolles, Unergründliches, Bekanntes, Neues, .... all das kann ein Spaziergang im Raader Wald bedeuten. In jedem Fall aber ist es eine Bereicherung des Tages ...

... aber anscheinend will heute kaum jemand reich an Erlebnissen sein, sondern nur mehr reich an materiellem Besitz?

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