Komm näher, noch näher, ganz nah ...

07.10.2019

Abwechslung im Beobachten gibt es im Raader Wald genug .... in den verschiedensten Wissensgebieten der Naturgeschichte kann man sich hier verlieren oder auch spezialisieren. Man kann im und um den Wald spazieren und einfach "dort sein", man kann sich selber Aufgaben stellen und versuchen, diese dann zu lösen. Man kann sich verschiedenen Themen stellen, sei es das Thema "Schmetterling" oder sei es das Thema "Wasserhaushalt", sei es "Totholz" oder sei es "Überwinterungsstrategien" .... jedes gewählte Thema ist fast unerschöpflich in diesem eigentlich kleinen, überschaubaren Waldstück abzuarbeiten.

Auch "Klimawandel" ist hier zu "studieren" ... die "Einwanderung" wärmeliebender, nicht unbedingt standortgerechter Arten ist ja schon in Ansätzen erfolgt - allerdings eine weitere Beobachtung wird nur möglich sein, wenn der Raader Wald erhalten bleibt, so wie er ist, so wie er sich entwickelt, so wie er sich uns zeigt .... ein Naturwunder VOR UNSERER HAUSTÜR !

Gestern habe ich nur nach Eichen geschaut - heute jedoch den Blick auf kleine Farbtupfer gerichtet ...

Immer wieder treffen wir die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) im Gebiet des Raader Waldes an ... bekannt für ihre Vorliebe von sonnigen warmen Hängen und Heiden findet sie ein wichtiges letztes Rückzugsgebiet im Gebiet des Raader Waldes, des selber ein Trockenbiotop-Relikt ist innerhalb der intensiv genutzten, umliegenden Landschaft.

Ebenfalls auf trockenen, mageren Wiesen und sonnigen Standorten gedeiht das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris). Bewirtschaftete Flächen führen sofort zu einer Reduzierung bis zur völligen Vernichtung des Bestandes. Typisch sind lockere Gruppenbildungen, aber ohne dichte Bestände zu bilden.

In den Blattachseln der schon fleckig werdenden Eichenblätter sind schon die Anlagen der neuen Triebe des nächsten Jahres zu erkennen. ...

Als Schattenpflanze besiedelt das Europäische Alpenveilchen (Biorhiza pallida) Mischwälder, unter anderem auch Wärmeliebende Eichenmischwälder, wie sie der Raader Wald typischerweise darstellt. Kaum jemand weiß mehr, dass die Zyklame, wie sie auch genannt wird, als die Fische betäubender "Tollköder" beim Fischfang eingesetzt wurde. Rezepte hierfür gehen auf das 17 Jh. zurück.

Oft gesehen aber nicht erkannt? Dies ist der Fruchtstand einer "Liane", der Gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vitalba). Die fransigen Anhängsel helfen bei der Verbreitung durch den Wind - sie sind das Ergebnis einer geplanten Doppelfunktion: in der Blüte waren sie die Stempel, auf denen die Blütengriffel mit den Staubgefäßen saßen.

Unbekannt ist dieser eigentlich unauffällige, aber durch den markierten Stein ins rechte Licht gerückte Pilz (Fungi sp.) Vielleicht gelingt es ja, ihn durch einen Spezialisten bestimmen zu lassen - aber auch hier gilt: nur nach Bildern ist es oft unmöglich, eine genaue Unterscheidung und somit richtige Bestimmung durchzuführen.

Ein dunkler Schatten huscht am Wegrand durchs lockere Gehölz, dreht schnelle Kurven und Girlanden und landet plötzlich mit einem leisen Klicken auf dem besonntem, schon etwas angetrocknetem Laub der Büsche. Ein später Admiral (Vanessa atalanta), schon stark abgeflogen, mit matten Farben und die Oberfläche zerkratzt, die hinteren Ränder der Flügel bereits zerschlissen, sucht einen Ruheplatz in der sinkenden Sonne. Er wird vielleicht einen Platz zum Überwintern aussuchen ...

Der Regen der letzten Nacht hat seine Spuren hinterlassen. Dieses kleine Blatt einer Gemeinen Berberitze (Berberis vulgaris) wirkt in seiner Festigkeit wie eine Pfanne, in der noch längere Zeit das Wasser steht.

Typischerweise steht die Gruppe des Hallimasch (Armillaria sp.) am Stock eines Baumes, wo er mehrere Etagen ausbildet. Sie können sowohl lebendes als auch totes Holz befallen und Weißfäule verursachen.

Dieses filigrane Wunderwerk ist der Rest einer Blütenrosette am Stiel einer Pflanze, die zu den Lippenblütlern (Lamiaceae sp.) Die Blüten sind bereits verwelkt und abgefallen, nur mehr die verhärteten Adern der Kelchblätter, deren weicherer Zwischenraum bereits verwittert ist, erinnern an die ehemals hier befindliche, bunte Rosette.

Im Gegensatz hierzu sind die Blüten des Klebrigen Salbei (Salvia glutinosa) noch recht lebendig. Sie versuchen immer noch, Insekten herbeizulocken um sie mittels einer "Nektarspende" zur Bestäubung zu verleiten.

Man muss schon ganz nah an den Boden, um die feine Struktur der grünen Bedeckung eines alten grünen Baumstumpfes erkennen zu können. Zahlreiche Moose finden sich im Raader Wald, aber es ist eine recht schwierige Gruppe, die sogar einer eigenen Wissenschaft, der Bryologie, bedarf.

So kann man sich täuschen - natürlich weiß ich, dass Fliegen (Brachycera sp.) eine recht komplexe Insektengruppe bilden. Aber da ich noch nie auf eine erzfarbene wie die hier fotografierte Fliege gestoßen bin, dachte ich, sie sei einfach zu bestimmen! Weit gefehlt - und so bleibt das Geheimnis der Artzugehörigkeit ungelüftet .... markant jedenfalls die in Reihen angeordneten Haarborsten am Vorderkörper und die dichte Behaarung am letzten Hinterleibsegment ...

Wieviel Gründe, wieviel Argumente braucht es eigentlich noch, um den Raader Wald zu bewahren?

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

Hier gehts zur >>> online-Petition <<< wo Du bequem am Bildschirm unterschreiben kannst.

Danke für Deine Unterstützung!

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin