Gartenflüchtlinge, unter anderem ...
08.10.2019
Es wäre wichtig, dass der Raader Wald als wesentliches Merkmal für eine "Lebenswerte Gemeinde" wahrgenommen wird!
Es ist so notwendig, dass der Raader Wald als wichtiger Teil des menschlichen Lebensraumes, als Ort der Erholung, als Ort der Entspannung, als Gelegenheit zum tiefen Durchatmen erhalten wird.
Es ist so notwendig, den Raader Wald zu erhalten, nicht nur als positives Symbol für das gerade jetzt ansteigende Problembewußtsein bezüglich Klima, Luftqualität, Wasserhaushalt, Wetterkapriolen, Temperaturerhöhung, Waldproblematik, Lebensraumverlust, Bodenversiegelung und so weiter und so weiter ...
Es ist so notwendig, den Raader Wald zu erhalten als letztes Rückzugsgebiet für die geschundene Natur, für diejenigen Tier- und Pflanzenarten, welche hier einen letzten winzigen Lebensraum zum Überdauern gefunden haben, für diejenigen Tierarten, welche die Stille des Raader Waldes nutzen, um hier überwintern zu können ...
Am Damm des Ennskanals tummelt sich in der Morgenfrühe ein Pärchen des Fasan (Phasianus colchicus) und wirken mit ihren Konturen wie ein Scherenschnitt gegen den Horizont ...
Ebenfalls auf trockenen, mageren Wiesen und sonnigen Standorten gedeiht das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris). Bewirtschaftete Flächen führen sofort zu einer Reduzierung bis zur völligen Vernichtung des Bestandes. Typisch sind lockere Gruppenbildungen, aber ohne dichte Bestände zu bilden.
Eine am Waldrand stehende Eiche (Quercus sp.) reckt ihre dürr gewordenen Äste in den Himmel, aber noch verfügt sie über einzelne Triebe, welche Blätter ausbilden konnten. Sie ist wohl am Ende ihres Lebensalters angekommen und trott jetzt in eine für jeden gesunden Wald wichtige Phase: Das Totholz der abgestorbenen Äste wird zum neuen begehrten Lebensraum für zahlreiche andere Tiere, aber auch Flechten und Moose, die sie besiedeln werden. Stirbt später auch der Stamm ab, werden irgendwann Spechte ihre Höhlen bauen, werden Fledermäuse und Eulen diese besiedeln und so den Artenreichtum des Raader Waldes weiter absichern.
An den ersten abgestorbenen Ästen der Eiche (Quercus sp.) kann man schon die Besiedelungsspuren erkennen. Insekten legen ihre Eier in Rindenritzen, daraus schlüpfenden Insektenlarven bohren sich in das tote Holz und wachse dort bis zur Verpuppung. Und Spechte und Meisen wiederum suchen diese Larven unter der Rinde als Nahrung für ihre eigene Jungenaufzucht. Die von der Rinde befreiten Astteile sind die Spuren dieser von der Natur in Gang gesetzten Entwicklung.
Dass auch der Stamm selber dieser Eiche (Quercus sp.) nicht mehr ganz gesund ist, haben die zahlreichen Spechte (Picidae sp.) des Raader Waldes wohl schon bemerkt. Direkt am Stamm kann man schon lockere Rindenteile entdecken, unter denen sich kleine Bohrlöcher von ebenso kleinen Insektenlarven finden. Dort lohnt sich für die Spechte (Picidae sp.) bereits eine intensive Nachsuche, die sie mit ihrem kräftigen Schnabel auch kräftig betreiben, wie die hellen Flächen zeigen.
Und so zeigt sich der Waldrand jetzt - flankiert von gesunden Bäumen erhebt sich der wohl älteste Baum dieses Randbereiches mit seiner bereits dürren Krone. Ein idealer Standort für den Anflug von Insekten, Fledermäusen, Eulen, Spechten ... und ein idealer Beobachtungspunkt für weitere Exkursionen im noch lange währenden Leben dieser Eiche (Quercus sp.).
Eine seltsame Pflanze, die gefühltermaßen nicht hierhergehört, lockt mich abseits des Weges. Das Unterholz ist jedoch nur schwer zu durchdringen und stellt so einige Herausforderungen an Kleidung und Haut! Lange und starke Triebe der Brombeeren (Rubus sect. Rubus) machen es stellenweise sogar unmöglich, bestimmte Stellen zu erreichen. Aber nach einigen Umwegen ist es doch geschafft ...
... und der Blick wird frei zu der irritierenden Pflanze. Tatsächlich entpuppt sich dieses Gewächs als Essigbaum (Rhus typhina) der im 17. Jh. aus Nordamerika als Ziergehölz eingeführt wurde, da sich seine Blätter im Herbst leuchtend gelb, danach orange bis karminrot verfärben.
Der Blick aus der Nähe bestätigt die Art als Essigbaum (Rhus typhina). Es wird wohl ein Rätsel bleiben, wie dieser Baum an diese Stelle gelangt ist, welches Tier eventuell seinen Samen hierher gebracht hat, so dass er geschützt im Raader Wald keimen und wachsen konnte.
Immer öfter kann man auf den Wiesenflächen des Raader Waldes der Dunklen Weg-Malve (Malva sylvestris var. Mauritania) begegnen, die ja ebenfalls als Gartenflüchtling anzusprechen ist.
Dieser Baumstrunk weckt das Interesse - solche "Sammelpunkte" wirken im Herbst wie Magnete sowohl auf bestimmte Teile der Tierwelt ... als auch auf den geübten Beobachter! Solche Strünke erwärmen sich in der Sonne, halten die Temperatur durch innere fortschreitende Fäulnis, sammeln und halten unter sich im Boden Feuchtigkeit - alles das ist besonders anziehend für solche Kleintiere, welche einen Platz zum Überwintern brauchen ...
Also vorsichtig daruntergeguckt - und tatsächlich findet sich schon ein erster Gast, der allerdings vielleicht nur den kalten Tag überdauern möchte. Aber es ist durchaus möglich, dass er schon in die Winterpause gegangen ist, denn für das heurige Jahr ist er schon spät dran, um einen Partner für die Fortpflanzung zu finden. Der Waldmistkäfer (Geotrupes stercorarius) legt seine Eier eigentlich bereits im Frühling ....
Immer wieer begegnet man Bäumen außerhalb der "normalen" Pflanzenliste im Raader Wald - hier ist es eine Winterlinde (Tilia cordata) deren herzförmige kleine Blätter schon beginnen, sich braun zu verfärben. Eigentlich könnte man sie durch die kleineren Blätter von der Sommerlinde (Tilia grandifolia) unterscheiden - aber wie die Natur eben so ist, manchmal hat dennoch eine Winterlinde (Tilia cordata) große, eine Sommerlinde (Tilia grandifolia) auch mal kleinere Blätter - es kommt auf die Qualität des Standortes an!
Hier aber der eindeutige Unterschied: Die Winterlinde (Tilia cordata) hat auf der Unterseite der Blätter, dort wo die Blattadern entspringen, eine ROTE Behaarung. Die Sommerlinde wäre dort WEISS behaart.
Zum Abschluß noch ein kurzer Einblick in eine Furt zu einer Waldlichtung. Hier wird ersichtlich, wie dicht das Unterholz ist, das durch mit langen Stacheln bewehrte Büsche gebildet wird. Die Gräser werden bereits braun, und auch einzelne Äste der Büsche färben sich herbstlich ... es wird still im Raader Wald ...
Bewahren wir ihn für unsere Kinder, für uns selbst ...
Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!
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