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Der laute Fressfeind
06.12.2018
Lautes Getöse von brechenden Ästen, laufenden Motoren und dem das Holz zerkleinernde metallische Hackwerk schallt durch den Wald. Was die Insekten in aller Stille und "im Auftrag der Natur für die Natur" in jahrzehntelanger Kleinarbeit über zahllose Generationen hinweg bewerkstelligen schafft diese Gruppe von Gerät in wenigen Stunden. Festmeter um Festmeter verschwindet in diesem eisernen Schlund und wird zerfräst, zerhackt und auf riesige Ladeflächen geblasen, um dann abtransportiert zu werden. Wer kann ermessen, wieviele Insektenlarven dabei vernichtet werden? Wer will darüber nachdenken, wieviel Lebensraum und Nahrung so spurlos verschwindet? Insektensterben? Schutz unserer Wälder? Oder gar einfach Naturschutz? ... Lachhaft ...
In einem Bereich des Raader Waldes tauchen weitere Stümpfe auf, die nicht so wirkten, als ob der vorher hier befindliche Baum eine wirkliche Gefahr hätte darstellen könnten ... 80 Jahre Wachstum, schattenspendendes Dasein unwiederbringlich verloren ... dabei gingen in diesem Abschnitt schon bei der letzten Fällaktion Ende 2016 die meisten "Alten" den Weg in das Sägewerk ... jetzt waren scheinbar wieder die "nachgerückten Nicht-ganz-Jungen" an der Reihe. Als ob gezielt der ökologische Wert des Waldes reduziert werden sollte, denn ohne die wirklich "Alten" ist nicht nur das Gleichgewicht des Waldes in Gefahr - o nein, es lohnt sich dann auch nicht mehr, diesen Wald zu schützen ... zumindest nach Ansicht derer, die den Wald ohnhin nur als Nutzwald sehen wollen, als Gewinnmöglichkeit ...
Fort ist der große, 40 (Vierzig) Meter lange Haufen, und scheinbar nur mehr das wertvollere Stammholz liegt separiert da und wartet wohl auf den Abtransport.
Hier sind sie, teilweise tatsächlich von Kernfäule befallene Stämme, teilweise aber auch gesund wirkende 100-jährige, wie schon Tage vorher an den Jahresringen abgezählt. Und aus Bereichen, wo Wegsicherung nicht unbedingt die wahre Intention war, die Bäume zu entfernen ...
Fort ist der hölzerne Riesenhaufen, den bis vor Kurzem noch Rotkehlchen und andere insektenfressende Vögel interessiert inspiziert haben. Wenn sie geglaubt haben, es wäre vom Menschen ein Angebot für den Winter, dort zu wohnen, sich dort zu verstecken, dort Futter zu finden ... dann haben sie sich grausam getäuscht! Menschen bieten der Natur nichts an - im günstigsten Fall übersehen sie sie einfach. Wehe, wenn sie aufmerksam werden, dann "nutzen" sie die Natur - was nichts anderes heißt: sie zerstören sie!
Ein letzter trauriger Rest von Natur - eine Reihe Kopfweiden hat auf der hiesigen Seite des Ennskanals beim Dörfchen Raad wunderbarerweise überlebt. Sie bilden eine der wichtigen Wanderwege für die kleinen Tiere, aber auch Pflanzen, um sich ausbreiten zu können, um zu Artgenossen zu finden ... aber die Hecke hört plötzlich auf, führt nirgendwo hin, ist eine Sackgasse. Beiderseits begrenzt durch intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen, die keinen Lebensraum bieten ... und im Hintergrund kriechen auch schon Schotter- und Abraumberge sich haushoch auftürmend über die Landschaft, die andererseits wieder tiefe Entnahmelöcher hinterlassen ...
Ein furchtbares Nebeneinander ... denn der Gewinner steht schon fest: der Mensch! ... oder ist er doch letztlich der Verlierer? Die Zeichen mehren sich ...
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