Rund um die Eiche - und schon wieder eine neue Art

18.10.2018

Eine der großen Fragen ist immer: stehen wir vor einer Trauben-Eiche (Quercus petraea) oder einer Stiel-Eiche (Quercus robur) ... ??? ... und nicht immer ist es eindeutig, denn die Pflanzenwelt kann sehr variabel sein und Abweichungen sowie Mischformen hervorbringen ... noch dazu neigen laut Literatur die beiden Arten dazu, sich zu kreuzen, was die Arttypischen Merkmale zusätzlich vermengen kann ... für reichlich Spannung ist bei der Artenbestimung also gesorgt!

Wir werden uns jedenfalls ab jetzt öfter speziell den Eichen widmen, die ja den Raader Wald prägen - und immer wieder werden wir genau schauen, was sich rund um die Eichen sowie auf den Eichen, vielleicht sogar innerhalb der Eichen so tut ...

Hier scheint es sich jedenfalls um eine Stiel-Eiche (Quercus robur) zu handeln, denn die Blattadern gehen auch zu den Blattbuchten und nicht nur zu den Lappenspitzen des Blattes.

Die Herbstfärbung der Eichenblätter zeichnet jedenfalls ein herrliches Farbenspiel ...

Im Gegenlicht werfen die Gallen der Eichenlinsengallwespe (Neuroterus quercusbaccarum) dunkle kreisrunde Schatten ...

Hier kann man den mäandrierenden Miniergang einer Insektenlarve, wahrscheinlich einer Miniermotte (Stigmella sp.) sehen, die sich zwischen den Blattoberflächen (oberer und unterer Epidermis) entwickelt und den dazwischenliegenden Teil des Blattes aushöhlt, indem sie ihn frißt. Man erkennt genau das Wachstum der Larve: am Startpunkt des Ganges - der Ort der Eiablage - ist der Gang noch sehr dünn und beginnt unscheinbar, beginnt dann sich ständig zu verbreitern bis zur bräunlich gefärbten Puppenwiege am anderen Ende des Ganges ...

Im Gegensatz zu der oben beschriebenen Gangmine produziert die Eichenminiermotte (Tischeria ekebladella) sogenannte Platzminen. Flächig ausgedehnte braune Flecken kennzeichnen diese .... interessant ist dabei, dass die Mottenlarve "Hygiene" betreibt, indem sie ihre Ausscheidungen über Öffnungen an der Unterseite des Blattes "entsorgt".

Auf dem gleichen Blatt ist oben eine einzelne rötliche Galle der Eichenlinsengallwespe (Neuroterus quercusbaccarum) zu sehen.

Und den braunen Untergrund der Platzmine nutzt eine kleine ebenso gefärbte Spinne zur besseren Tarnung, eventuell eine Listspinne (Pisaura mirabilis).

Am Stammgrund einer alten Eiche findet sich ein weißer Baumpilz, den wir (noch) nicht einer bestimmten Art zuordnen können.

Aus der Nähe betrachtet wirkt er nicht mehr ganz frisch, die Ränder sind dunkel verfärbt - aber vielleicht ist dies auch Teil eines "normalen" Erscheinungsbildes, wer weiß ?

Die Unterseite zeigt sich in hellem braunorange und nicht mit Lamellen, sondern Röhren ....

Wir können gespannt sein, ob dieser Pilz bestimmt werden kann ...

Im direkten Umfeld der Eichen findet sich der Schädel eines Rehs (Capreolus capreolus) - weitere Knochen sind allerdings nicht aufzufinden ...

Und schon wieder eine neue Art für die Atenausstattung des Raader Waldes:

Unter der Eiche am Rand der Lichtung treibt sich noch eine späte Igelfliege (Tachina fera) mit reichlich zerfetzten Flügeln herum. Die arttypischen schwarzen Stacheln an den beiden letzten Hinterleibsringen geben ihr den Namen..... nur nach längerer geduldiger Verfolgungsjagd gelingen einige Bilder. Sie wird ihrer Gruppenzugehörigkeit (Fliegen) gerecht und mit ihren rundumblickenden Augen reagiert sie prompt auf jede Annäherung.

Nur mehr einzelne Blüten des Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedris ) finden sich in der Wiese unter der diese überragenden Eiche. Und nur eine einzige ist noch frisch genug, um sie ablichten zu können - ja, sie hat sogar noch einige Knospen angesetzt, die bei Schönwetter in den nächsten Tagen sich vielleicht noch öffnen können.

Schon der erste intensive Ausflug speziell zu den Eichen hat interessante Einblicke und eine neue Art erbracht.

Ein Beleg dafür, dass im Raader Wald noch viele weitere Überraschungen auf den aufmerksamen Betrachter warten ... es wäre fatal, wenn der Raader Wald verschwinden würde, bevor wir noch viele seiner versteckten Geheimnisse lüften konnten ....

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin