... und wieder eine neue Art: wer kennt "Raupenfliegen"?

08.10.2018

Immer noch schaut aus jeder Ecke des Raader Waldes die Trockenheit hervor ... viel zu früh fruchten die Gräser und trocknen ab, und der Wald schaut blaß und farblos aus ...

Eine der letzten Wiesen-Flockenblumen (Centaurea jacea) trotzt noch der beginnenden Abendkälte ...

... und eine Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) bemüht sich noch schnell, ihre Blüten zur Entfaltung zu bringen in der Hoffnung, späte Insekten für die Bestäubung anlocken zu können ....

Ein hier wahrscheinlich frisch geschlüpfter Admiral (Vanessa atalanta) zeigt sich in seiner ganzen jugendlichen Herrlichkeit. Unbeschädigt sind noch Schuppen und Flügel, samten und kräftig-bunt ist die Oberfläche ...

Eins der vielen tierischen Opfer der Hitzewelle verkündet dieser Lauf eines Feldhasen (Lepus europaeus) - wobei es unerkannt bleibt, ob er an Entkräftung oder durch einen Beutegreifer starb, dem er aus Schwäche nicht mehr entkommen konnte ....

Herbst - es ist die Zeit der großen Radnetzspinnen wie der Garten-Kreuzspinne (Araneus diadematus), welche jetzt überall ihre weiten und für die kleinen Fluginsekten so tückischen Radnetze spannt ...

Die Früchte des Eingriffeligen Weißdorns (Crataegus monogyna) werden dunkel, während sie langsam auszutrocknen beginnen - sie bilden die eiserne Ration in schneereichen, lang dauernden Wintern für so manchen hungrigen Singvogel und sichern so sein Überleben.

Die Blüten der Gewöhnlichen Wegwarte (Cichorium intybus) leuchten noch einmal am Wegrand auf - sie sind Spezialisten für trockene Standorte und klammern sich mit ihren Pfahlwurzeln tief im Boden fest. Jede Blüte öffnet sich nur für jeweils einen Vormittag ...

Zum Abschluß durch Zufall noch eine neue Art für die Artenliste: Am Boden ein seltsames, scheinbar vierflügeliges kleines Insekt - schnell die Kamera gezückt und abgedrückt - und fort fliegt das Ding ....

Wenige Schritte weiter läßt es sich auf einem vertrockneten Blütenkopf nieder, und es gelingt ein "Schnellschuß" von der Seite, bevor es wieder abfliegt. Zuhause wird erst klar: es waren zwei Individuen, die sich gerade gepaart haben! Die Bestimmung weist auf die Familie Raupenfliege (Tachinidae) und dort auf die im deutschen namenlose Spezies Cylindromyia brassicaria.

Diese findet man an Doldenblüten, und sie legen ihre Eier parasitisch an Wanzen, innerhalb derer sich die Larven entwickeln. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass unter anderen die im Raader Wald häufig vorkommenden Streifenwanzen (Graphosoma lineatum) als einer ihrer Wirtstiere genannt werden!

Der Raader Wald bietet - wie das jetzt schon seit zwei Jahren laufene Tagebuch zeigt - immer wieder neue Einblicke, immer wieder neue Tier- oder Pflanzenarten, immer wieder neue Erkenntnisse für uns Besucher an. Hierdurch wird das eigene Wissen über die Natur, den Wald, und damit auch die vorhandenen ökologischen Zusammenhänge immens bereichert.

Gehen wir doch in diesen Wald, lassen wir uns überraschen, erarbeiten wir uns Wissen über diesen ganz speziellen Lebensraum ... denn nur wenn wir über die Zusammenhänge Bescheid wissen, werden wir erkennen, WIE SCHÜTZENSWERT dieses Gebiet für uns alle, besonders für die kommenden Generationen ist !

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

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