Löcher in den Bäumen ...

19.11.2017

Gottseidank finden sich trotz Fällung der meisten alten Eichen immer wieder neue Baumhöhlen. Für Specht, Siebenschläfer, Fledermaus ein wichtiges Strukturelement im Wald, Wohn- und Lebensraum, der Sicherheit und Geborgenheit bietet, der die Kinderstuben beinhaltet und später, wenn die Höhlung weiter ausgefault ist, sogenannten Sekundärnutzern wie Eichhörnchen, Marder und Eulen immer noch Platz bietet ... und wieder einmal lernt man, dass ein Baum mehr ist als bloßer Festmeter Holz ...

Die Natur versucht, so variationsreich wie nur möglich zu sein, und so kommt es immer wieder zu "Ausreißern" bei den Blütenpflanzen, was ihre Blühzeit betrifft. Jetzt im November hat diese Glockenblume kaum Chancen, noch zur Fruchtreife zu gelangen ... sollte sich aber das Klima weiter verändern, die Warmzeiten sich nach hinten verschieben, dann ... ja, dann ist sie mit dabei !

Eine besonders interessante Baumhöhle ist dieses bodennahe Loch im Stamm. Solche Löcher werden gerne von Großinsekten bzw. deren Larven besiedelt, welche im Innern beginnen, das zuerst verpilzte, dann feucht-faule Holz in dunklen Humus umzuwandeln. Ein Glücksfall wäre hier der Eremit (Osmoderma eremita), ein EU-weit geschützter Blatthornkäfer, der damit den Wald weiter (ökologisch!) aufwerten würde ... Leider ist er aufgrund seiner versteckten Lebensweise nur sehr sehr schwer nachzuweisen!

... dabei habe ich diesen seltenen, aufgrund des massiven Lebensraumverlustes vom Aussterben bedrohten Gesellen schon einmal und zwar mitten im Stadtgebiet von St. Valentin angetroffen! Es war im Juni 2014, als der dicke, große, als flugfaul beschriebene Brummer auf einem Farnwedel im Garten nahe des Teiches landete .... So sieht er also aus, der Eremit (Eremita osmoderma) , der auch Juchtenkäfer genannt wird ... tja, da können wir nur hoffen, dass wir ihn auch im Raader Wald einmal entdecken.

Die vom Wind gestürzten Bäume ermöglichen so manchen neuen, ungewöhnlichen "Einblick" in das Waldgeschehen ....

... und folgt man mit den Blicken dem Stamm bis zur aus der Erde gerissenen Wurzel, tauchen Fragen auf: wie wird sich dieser Stamm entwickeln? Wie verfällt er? Wie lange hält er? ..... und werden wir daebi sein dürfen, wie die Natur ihn langsam umwandelt in ihrer ureigenen Geschwindigkeit oder Langsamkeit? Oder wird die eilige "Nutzung" und damit einhergehende Bodenversiegelung alles überrollen mit vernichtender Geschwindigkeit?

Ein alter Bekannter wird inzwischen still und leise vom Herbstlaub zugedeckt: der Riesenbovist (Calvatia gigantea) hat sich weiter verändert und ist zu einer braunen, schaumgummiartigen Masse zusammengeschrumpft, die man nur mehr sieht, wenn man die genaue Position kennt.

Eine feuchtfröhliche Gruppe von kleinen Pilzen schmiegt sich dicht an das Moos des verwitterten Baumstumpfes. Irgendetwas scheint schon vor mir dagewesen zu sein, denn einige Hütchen sind teilweise zerstört und drei Stiele im Vordergrund tragen gar keine Hütchen mehr ...

Nach dem Regen im feuchten Nebel fühlen sich die Schwämme an den Baumrinden besonders wohl und ihr Leuchten ist im gedämpften Sonnenlicht weithin sichtbar ...

Bei Regen nutzen so manche Insekten diese natürlichen Regenschirme zum Schutz vor der ungemütlichen, für manche bedrohlichen Nässe. Aber derzeit ist es schon zu kalt für diese sonnenhungrigen Tierchen ... so bleiben die Plätze unter den aufgespannten Schirmen leer ...

Immer wieder finden sich neue vom Wind gestürzte Bäume, deren Äste beim Aufprall zersplittert sind und die Trümmer verstreut herumliegen. Der Eindruck eines entstehenden (Nat)Urwaldes verstärkt sich hierdurch nochmehr - spannend wäre es zu beobachten, wie das Leben des gestorbenen Baumes weitergeht, wem er Unterschlupf, Wozhnung und Nahrung bietet, bis er endgültig vergangen, zu Humus geworden ist .... wo sonst kann man das noch sehen in St. Valentin?

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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