... und täglich grüßt der Raader Wald ...
22.09.2017
Ob es sich wirklich um die Dunkle Weg-Malve (Malva sylvestris var. mauritiana) handelt, ist nicht wirklich sicher - sicher ist nur, dass sie unübersehbar und weithin tief rotviolett leuchtend am Wegrand steht - und genau das sind die Attribute, die man dieser Gartenart der Wilden Malve (Malva sylvestris) zuschreibt.
Es wird wohl Geheimnis bleiben, aus welchem Garten diese hübsche Dunkle Weg-Malve (Malva sylvestris var. mauritiana) entkommen ist und sich hier am Wegrand im Raader Wald etabliert hat.
Heute ist der Blick konzentriert zu Boden gerichtet - der Besuch eines Pilz-Experten ist angekündigt und ich möchte vorbereitet sein und vielleicht einige Standorte präsentieren ... und so findet sich auf einem Baumstumpf diese winzige Kolonie von roten Kelchen ... unter Umständen handelt es sich um Becherlinge - aber wer weiß .... ? Pilze sind nicht gerade unser Fachbereich ...
Beim Stöbern im Gebüsch am Wegrand stolpere ich über einen anderen Baumstrunk und nehme darauf zwar keinen Pilz, dafür aber leichte Bewegung wahr. Die kleinräumige, bodennahe Pirsch mit der Kamera ist mühsam und kaum läßt sich das Gleichgewicht halten, denn erfahrungsgemäß reagieren die großen Käfer sehr empfindlich auf Störungen, und man muss sich daher recht vorsichtig und vor allem langsam bewegen ... zur Sicherheit drücke ich erstmal einfach ab, um wenigstens ein Bild im Kasten zu haben. Es handelt sich bei diesem relativ großen Käfer um einen Aaskäfer, den Schwarzen Totengräber (Nicrophorus humator).
Der Schwarze Totengräber (Nicrophorus humator) in seiner ganzen Pracht: Tiefschwarz gefärbt, nur die Fühlerkeulen sind rotorange, gehört er zu den großen Käfern unserer Wälder, Waldränder und Wiesen. Wie der Name schon sagt, nutzt der kleinere Kadaver als Eiablageplatz. Durch "untergraben" bringt er diese Kadaver auch unter die Erde, um die Brut zu schützen.
Aus dem Gras am Wegrand gucken neugierig die kleinen braunen Pilze hervor ... hoffentlich sind sie in den nächsten Tagen bestimmbar.
Pilze zeigen sich als recht verschiedenartig - und je mehr man auf sie achtet, desto mehr sieht man ... der Formen- und Farbreichtum ist recht verblüffend, und man kann nur staunen darüber, dass man sie bisher fast irgendwie übersehen hat.
Glatte Hüte, bedornte Hüte, geriefte Hüte, gepunktet und beschuppt ... ein Blick ins Bestimmungsbuch läßt einen schier verzweifeln - und aber auch wieder einmal resigniert feststellen: man kann einfach nicht alles können, man kann einfach nicht alles wissen ...
Und wieder einmal treffe ich auf den als Schwarzer Moderkäfer (Ocypus olens) bekannte, großen schwarzen Kurzflügler. Trotz der Größe von 3 cm ist das Tier flugfähig, wobei die Flügel unter den im Laufe der Evolution verkürzten Flügeldecken klein gefaltet getragen werden!
Der Schwarze Moderkäfer (Ocypus olens). ist ein gefräßiger Räuber, der gar nicht selten auch tagsüber auf seinen Streiftouren anzutreffen. Mit seinen gewaltigen Scheren überwältigt er sogar andere grlößere Käfer.
Eine ganze Kolonie von Stäublingen wahrscheinlich Birnenstäublingen (Lycoperdon pyriforme). Aber die Bestimmung bleibt unsicher, denn im Internet werden nur vier Arten zum Vergleich angeboten, wobei offen bleibt, ob es nicht noch mehrere Arten und damit mehrere Verwechslungsmöglichkeiten gibt ...
Ein rein optischer Vergleich legt die Vermutung nahe, dass es sich wirklich um Birnenstäublinge (Lycoperdon pyriforme). handelt, aber wie so oft wird auf notwendige genaueste, oft auch mikroskopische Vergleiche hingewisen, um eine eindeutige Zuordnung durchführen zu können ...
Dies könnte ein Exemplar eines ungenießbaren, ja schwach giftigen Karbol-Champignon (Agaricus xanthodermus) sein. Ein typisches Zeichen ist eine Gelbverfärbung des Stielgrundes, wenn er abbricht oder berührt wird. Leider hat dieses Merkmal auch ein enger Verwandter, nämlich der Weiße Anis-Champignon (Agaricus arvensis), der allerdings nach Anis riecht und ein guter Speisepilz ist.
Diese kleine Art einer Wildbiene (???) sitzt starr vor Kälte auf einer Blüte und wartet auf Sonnenstrahlen, die so gar nicht hinter der Wolkendecke hervorbrechen wollen. Die Zeit der Insekten geht langsam zu Ende.
Gerade noch darüber nachgedacht, dass die Insektenzeit mit den kühlen Herbsttagen beendet wird, läuft auch schon behäbig und langsam ein Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) über den Weg. Abwehrend hebt er - eigentlich SIE, denn es handelt sich um ein weibliches Exemplar, was an den schlanken Endgliedern der Vorderbeine erkenntlich ist - den Körper weit vom Boden ab, um sich bedrohlich zu präsentieren. Dies nützt aber nichts gegen Autoreifen, welche diese Großkäfer oft zermalmen, während sie den bequemen weil "ausgeräumten" Weg entlang von Wegfurten wählen anstatt sich mühsam durch die Pflanzen zu wühlen ...
>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...
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