Nachdenkbummel ...

05.02.2017

Ein Blick über das sanierte Ufer des Ennskanals - geometrisch exakt sind Böschungen und Fahrbahn ausgerichtet und planiert ... sehr zum Leidwesen der dort ansässigen Neuntöter, denn sie haben mit den verschwundenen Dornbüschen ihren Lebensraum verloren, den sie als Schutz und vorübergehende Behausung für ihre Brut dringend benötigen. Zerstreut wachsende Dornbüsche in ausreichend warmen Biotopen sind schon selten geworden in unserer technisierten, kultivierten, sauber ausgeräumten aber naturfernen Landschaft.

Auch hier wird der Verlust an Lebensraum für die Natur und ihre Bewohner deutlich weil geballt sichtbar .... diese Bäume fehlen einem Wald eines Tages, denn sie sollten alt werden, dabei so manchen Ast verdorren lassen und damit Leben für andere anbieten können ... eine Kunst, die nur ein gesunder, natürlicher, zumindest naturnaher Wald beherrscht ...

Hier ist auf Jahre die Chance vertan, Natur wirken zu lassen ... andererseits ergibt sich hier die andere Chance, den interessierten Menschen und besonders Jugendlichen und Schülern über Jahre hinweg zu zeigen, wie sich Natur renaturiert, zurückverwandelt in einen natürlichen Zustand, in dem sie selber für Gleichgewicht sorgt ...

Dieses Stück "Totholz" sollte eigentlich noch einige Jahre in luftiger Höhe seinen Zweck erfüllen, nämlich Brutstatt für wichtige und zum Teil schon selten gewordene Insekten zu sein, die ihrerseits wieder Nahrung für Insektenfresser gewesen wären ....

Der Wald braucht alte Bäume un ein echter, richtiger Wald zu sein ... nur so ist der Kreislauf seines Lebens auf Dauer gesichert und nur so ist auch der Lebenszyklus derjenigen gesichert, die im Wald wohnen ...

Hier rankt sich dicht ein Efeu einen Stamm hinauf, sucht sich dem Licht entgegen ... er bietet in seinem Laubschatten so manchem Vogel oder auch Fledermäusen Nahrung, Deckung und Nachtquartier...

Abgebrochene Äste sind im Naturwald kein "Schaden", sondern wichtige Nahrungsquelle und Brutstätte für Tiere und Pflanzen ... leider ist es nicht so einfach in drei Sätzen zu erklären, wie das System im Ganzen funktioniert ... und dieses Unwissen ist zum Teil schuld daran, dass wir Menschen so achtlos mit den Ressourcen der natur umgehen ...

Zahlreiche Spuren im festgefrorenen Schnee zeigen, dass sich hier wahrscheinlich hauptsächlich nächtens ein reges Kommen und Gehen abspielt. Reh und Hase, aber auch Fasanen und Krähen zeichnen ihre Muster in die winterliche weiße Fläche ...

Immer wieder stoße ich auf die Zeugen der scheinbar großen Eile, mit der Bäume ausgewählt, gefällt, zerteilt - und dann aber doch liegengelassen wurden ...

Gottseidank leuchten unmittelbar neben dem Weg tröstende weiße Gebilde im schwachen Gegenlicht der teilweise versteckten Sonne auf .... die Waldrebe bereitet ihre im Vorjahr ausgeblideten Früchte darauf vor, in die Weite entlassen zu werden ...

Welch ein Gegensatz zur zarten, biegsamen Frucht der Waldrebe, der "Naturkunstfertigkeit": ... kerzengerader Stahl und eine kerzengerade Wasserrinne mit einem kerzengeraden Strommasten, gesäumt von je einer kerzengeraden schmalen Uferstraße ... "Menschenkunstfertigkeit"?

Gut, menschliche Technik ist ein Teil unserer Lebenswelt ... aber nirgends steht geschrieben, dass sich ausschließlich diese naturzerstörerische Technik ausbreiten darf oder muss, und aber die uns einst umgebende, ohnehin schon seltene Natur ausschließlich dieser Technik, diesem angelbichen menschlichen Bedürfnis weichen soll oder muss ....

Es darf doch wohl nachgedacht werden, wie das zu ändern ist, oder? Haben wir denn aussschließlich kluge Köpfe, die zerstören? ... und dazu auch noch behaupten dürfen, es tun zu MÜSSEN ???

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

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