Schon einmal etwas von "Coleopteren" gehört ???

19.08.2016

Einige Menschen - und ich gehöre zu diesen - haben Freude an Käfern, und ebendiese werden von der Wissenschaft "Coleopteren" genannt. Sie haben mich schon seit frühester Jugend interessiert, weil sie ein geheimnisvolles Leben führen, weil sie unauffällig sind, weil sie sonderbare Ernährungsgewohnheiten haben, weil sie unendlich formenreich sind, weil sie unendlich bunt sind, weil sie sehr groß aber auch sehr klein sein können, weil sie Fleischfreßmaschinen sein können, oder sich ausschließlich von Saft ernähren ... aber die meisten fallen uns - im Gegensatz zu den gaukelnden bunten Schmetterlingen - einfach nicht auf, außer wenn sie brummend durch die Luft schwirren oder als große "Kakerlaken" direkt über den Weg laufen!

Einer unserer größten Vertreter der räuberisch lebenden Laufkäfer ist der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) - bis zu 4 cm kann das meist etwas größere Weibchen werden. Tiefschwarz und düster kreuzt er öfter auch mal am Tag den Weg - und so manchem ist er schon im Keller des Hauses begegnet, sofern es sich unweit eines Waldes befindet! Und genau diese Käferart finden wir auch im Raader Wald, wo er nächtens Würmern und Schnecken nachstellt ...

Die massive Panzerung mit dem harten Chitin - dem Horn unserer Fingernägel vergleichbar - des Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) ist schon recht imposant, wenn man sich getraut, einmal mit der Fingerspitze auf sie zu klopfen! Sie erinnern tatsächlich irgendwie an die Ritterrüstung des Mittelalters! Die langen, kräftigen Beine machen ihn außerdem zu einem guten Läufer, der sich auch schon mal recht lautstark durch das trockene Laub schieben kann ... seinen Namen hat er übrigens von der lederartigen, körnigen Struktur seiner Flügeldecken ...

Einen recht sperrigen deutschen Namen hat der ebenfalls recht große Höckerstreifen-Laufkäfer (Carabus ullrichi), der trotz seiner Größe von 34 Millimetern ebenso flink den Weg kreuzt wie der vorige Lederlaufkäfer. Diese Art ist wieder eine wärmeliebende Art, der nächtlicherweise Jagd auf andere Insekten, Würmer und Schnecken macht ... Auffällig macht diesen Käfer die abwechselnde Strukturierung durch durchgehende, erhabene Leisten und dazwischenliegenden Kettenstreifen! Wer genau schaut, bemerkt eine rötliche Färbung nur der mittleren Beinschienen ...

Nur kurz hat man manchmal Gelegenheit, ein Portrait von dieser Käferart zu schießen, denn allzusehr ist er eilig darauf bedacht, den hellen Weg zu überqueren und im Dunkel des Wegrandes gleich wieder zu verschwinden ...

Leider sind überhaupt Begegnungen mit diesen großen Laufkäfern recht selten, da sie eigentlich nachtaktiv sind und daher das Licht meiden. Man muss schon gezielt sehr oft in ihren Lebenräumen unterwegs sein, um welche zu Gesicht zu bekommen - und das auch genau noch dann, wenn man von ihnen Bilder braucht!

Schon seit Wochen komme ich regelmäßig zu diesem Loch im Boden, warte ein wenig - und gehe dann doch wieder weiter, weil sich nichts tut und es in der Sonne einfach zu heiß ist, um lange davorzustehen und es anzustarren .... Diesmal jedoch tut sich etwas, wie ich schon aus der Ferne bemerke ...

... und nähertretend sehe ich innerhalb weniger Minuten regelmäßig mehrere Hornissen (Vespa crabro) aus- und einschwirren! Kaum stellt sich eine Pause im Beflug ein, aber da ich die Tiere als gutmütig kenne, lasse ich zuerst meinen Körper etwas abkühlen - ich bin mit dem Fahrrad unterwegs und bin etwas in Schweiß geraten, was eigentlich alle stechenden Insekten nicht so mögen! Danach beobachte ich die meistgewählte Anflugbahn und stelle mich seitlich davon, um die Tiere nicht zu behindern. Zwei oder drei Exemplare kontrollieren mich näher und drehen aber immer rechtzeitig ab - und so kann ich problemlos und ungefährdet zwischen Grashalmen hindurch die Wächterin des Eingangs ablichten ....

Leider ist der nachfolgende Fund nicht gerade angetan, mich optimistisch zu stimmen, was Naturliebe berifft! Eine Blindschleiche (Anguis fragilis) mußte hier ihr Leben lassen, und wie die Spurenlage erkennen läßt, nicht gerade auf eine "natürliche" Art und Weise! Obwohl mitten in der Fahrspur liegend, wurde sie nicht totgefahren, sondern mit einem scharfen Gegenstand zerstückelt .... mehrere Rillen im Boden unter dem Körper lassen keinen anderen Schluß zu ...

... und die Schnitte und Risse im mittleren Teilstück des Körpers deuten auf ein sinnloses und absichtliches Zerstören-wollen des Lebens dieses harmlosen Tieres ...

Nunja, denken wir nicht an Bosheit oder Grausamkeit, sondern akzeptieren wir einfach Angst und Unwissenheit als Grund für diese Tat - und genau um gegen solche Unwissenheit und damit verbundene Ängste anzugehen wurde und wird ja dieses Tagebuch des Raader Waldes geschrieben ...

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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