Aktuelle Winzigkeiten ...

29.05.2016

Der gestrige Regen hat seine Spuren hinterlassen - und ohne nassen Füße geht heute scheinbar nar nix ...

Aber unbeirrt gehts einfach tiefer in das tiefgrün und feucht sich zeigende Waldstück hinein - von leise kann keine Rede sein, denn nur laut schmatzend lösen sich die Schuhsohlen vom nassen Boden wo sie sich festgesaugt haben ...

Am Wegrand winkt heute eine irgendwie mir aus dem Gebirge bekannt wirkende Pflanze mit kreuzständigen Blättern. Die sollte ich doch einmal näher betrachten ...

Tatsächlich - diese wächsern wirkenden, reinweißen Blüten mit dem innenliegenden grünen Kern sind unverkennbar: Die Schwalbenwurz (Vincetoxicum nirundinara) kommt sowohl in der Ebene als auch in Berglagen vor. Interessant ist sie dadurch, dass sie Insekten "einklemmt" und sie so zum Herumzappeln und damit zu Abstreifen und Übertragen von Pollen bringt, um eine Bestäubung zu erzwingen!

Am Rand eines extremen Trockenrasens steht eine einsame Hundsrose (Rosa canina), deren Blüten immer gut sind für Entdeckungen, da sie mit Nektar und Blütenstaub weithin Insekten anlockt ...

... und tatsächlich findet sich in einer Blüte ein kleiner Schwarzer Schmalbock (Stenurella nigra), wie er an den Pollen der Staubbeutel nascht ..

Schon auf der nächsten Blüte ist schon wieder ein Käfer zu finden, der wie einer dieser langfühlerigen Bockkäfer aussieht, aber doch keiner ist: Der Gemeine Scheinbockkäfer (Oedemera femorata) gehört zur Gruppe der Schenkelkäfer, die sich durch überdicke Hinterschenkel - zumindest bei den Männchen - auszeichnen. Die Vorliebe für den Blütenstaub teilen sie aber mit den kleinen Bockkäfern ....

Immer wieder treffe ich im Wald auf kleinere lockere Bestände der Gemeinen Akelei (Aquilegia vulgaris), wie sie einzeln und in kleinen Gruppen nickend im Wind stehen ... sie ist eine schon vertraute Art in diesem Wald und immer wieder anzutreffen.

An einer Kreuzung des Fahrweges mit einer grasig bewachsenen, langen Furt findet die Sonne schon eine größere Lücke im dichten Laubwerk der Bäume. Und schon findet sich jemand, der diese wärmenden Strahlen mit weit geöffneten Flügeln einfängt. Der Kleine Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) sitzt hier auf einem Grashalm und versucht dabei, auf Betriebstemperatur zu kommen. Ansonsten ein sehr flüchtiges Tierchen, ist er wohl in der frühen Stunde noch zu kalt und steif, um sogleich die Flucht zu ergreifen ...

... und noch beim Abwenden fällt mein Blick auf einen zweiten dunklen Punkt zwichen den Gräsern ... scheinbar wurde dieser Falter bereits von einem Vogleschnabel attackiert, konnte aber noch einmal entkommen ... auch dieser kleine Schmetterling gehört zu den Dickkopffaltern, es handelt sich um den Gelbwürfeligen Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon), der hier zwischen den letzten Regentropfen eine warme Stelle besetzt hält. Interessant ist, dass er kurz nach dem Bild wegflog und trotz seines fehlenden Flügelstückes sehr kontrolliert die Furt entlang seinen Weg suchte ...

Nun, dieses Fleckchen mit der intensiven Sonneneinstrahlung lockt auch andere Insekten hervor, um diese Wärmeinsel zu nutzen. Diese Goldfliege (Lucilla sp.) ist nur eine in einer größeren Familie, welche aber vom Bild weg nicht unterschieden werden können. Schön bunt schillernd ist sie aber allemal und soll daher trotz ihres schlechten Rufes einmal aus der Nähe gezeigt werden. Ansonsten verbringen diese Fliegen ihre Zeit auf Tierkot und faulenden Resten, wo sie auch ihre Eier ablegen und so einen wichtigen Beitrag zur Umwandlung in wertvollen Humus leisten ....

Auf einer Wiese in einer Pflanze im Schattenbereich döst immer noch ein Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), den manche im Volksmund auch als Junikäfer, ja sogar als Julikäfer bezeichnen. Er scheint die Nacht hier in dieser Blattrosette verbracht zu haben, weil noch die Tropfen des gestrigen Regens an ihm haften ...

Dieser Teil des Waldes zeigt sich besonders gut ausgestattet mit urigen Eichen und Bäumen aller Altersklassen. Hier liegen auch noch mehrere von Windböen gefällte Bäume über den Weg bzw. lehnen sich bei ihren Nachbarn an. Im Unterholz blühen inzwischen vermehrt die Hartriegelsträucher. Im Laubdach lärmen warnende Amseln, Stare, Finken und auch der Pirol, wobei die genaue Ursache jedoch ungeklärt bleibt ...

Selten aber doch findet man diese weiße Form der Gemeinen Akelei (Aqulegia vulgaris), die hier mitten in einer größeren Gruppe ihrer blauen Schwestern hervorleuchtet ...

Die Furt durch den Wald ist voller sattem Grün, überall huscht und singt es im Gezweig, und schwer wird das Gewand von der Nässe des Regens, der von den Gräsern und Ästen abgestreift wird ...

Manche Astgebilde muten skurril an, und man kann sich nur über die Vielgestaltigkeit der Natur wundern, und sich dabei fragen, welche Gründe wohl in der Vergangenheit des Waldes verborgen liegen für soche Wuchsformen ... war es Sturm, oder Schneedruck? Ein benachbarter, abgebrochener und stürzender Baum?

Noch einmal treffe ich auf eine Wiese ... und treffe hier ein seltsam anmutendes Paar: der schon von einer früheren Begegnung bekannte dunkle Trauer-Rosenkäfer (Oxytherea funesta), und über ihn hinweg krabbelt aufgeregt ein Seidiger Fallkäfer (Cryptocephalus sericeus), die sich auf der Blüte der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) ein Duell um die besten Pollen-Fraßstellen liefern ...

Entlang zwischen den Waldgruppen liegenden Schienen gehts dann wieder zurück, voll von den gesehenen und erlebten Eindrücken ....

... bis zum nächsten Mal!

 

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