Ein Sonnentag nach dem Regen

03.05.2016

Ohne Regen gestaltet sich der Eintritt in das Gebiet des Raader Waldes gleich viel freundlicher, wenn auch noch alles feucht ist und Pfützen den Weg markieren. Aber lassen wir uns überraschen, was die Sonne heute so alles an den Tag bringt ...

Regennass präsentiert sich ein irgendwann in der Vergangenheit angepflanzter Wald des vielen Menschen unbekannten Feldahorn. In Reih und Glied stehen die vom Regen schwarzen Stämme und bilden einen scharfen Kontrast zum saftiggrünen Laub.

Nur entfernt erinnern die kleinen Blätter des Feldahorn an die handtellergroßen und fingerförmigen Blätter der großen Brüder Berg- und Spitzahorn. Sie sind mehr abgerundet dreilappig und wesentlich weicher ...

Das immer mehr werdende Licht der Sonne lockt auch die paarig angeordneten, weißen Blüten der Gemeinen Heckenkirsche hervor. Der kleine unauffällige, etwas sparrig wachsende Strauch ist ein wahrer Überlebenskünstler im Schatten der Wald- und Wegränder ...

Kaum fällt irgendwo ein Quentchen Licht durch dichten Bewuchs auf den Waldboden, gucken schon die kleinen Blüten der Walderdbeere hervor ... je mehr Sonne sie erhalten, desto schmackhafter sind sie später als Frucht ...

Die Feuchtigkeit des Regens lockt auch die Riesen unter den heimischen Schnecken hervor. Überall findet man sie - wenn auch zerstreut - nach Nahrung oder auch nach Partnern suchend: die Weinbergschnecke!

Vorwitzig guckt ein kleiner Blattquirl aus dem saftigen Grasland und errötet scheinbar of seiner Keckheit! Verschämt versteckt das kleine Kerlchen kleine Lippenblüten unter diesen Blättern - eine Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) haben wir da entdeckt ...

Gar nicht weit davonr entfernt leuchten noch winzigere, aber dafür zahlreiche blaue Blüten durch die umgebenden Halme. Der heimische Ehrenpreis - vilerorts schon verdrängt durch den eingeschleppten Persischen Ehrenpreis - bildet hier noch ein kräftiges Polster und gibt somit deutliche (Über)Lebenszeichen von sich ...

An der Grenze zwischen einem Waldstück und einem Jungwald bilden Moospolster, die sich an schlanken Stämmen polsterartig verteilen, eine merkwürdige Erscheinung.

Die Wald-Weißwurz (Polygonatum multiflorum), bekannter als Salomonssiegel, kenntlich durch jeweils mehrere Blüten an einem Stiel und den runden Stengel, ist schon knapp vor dem Aufblühen ...

Mitten im Wald im Bereich eines etwas lockeren Bewuchses bildet sich eine kleine grüne Insel, auf welcher eine einzelne Schlüsselblume wächst ...

Immer stärker entfaltet die Sonne ihre Kraft und erwärmt die Luft, was Insekten dazu animiert, ihre Flügel auszubreiten und in der Sonne herumzufliegen auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz. Hier hat sich ein Veränderlicher Weidenblattkäfer (Gonioctena viminalis) auf einem Blatt niedergelassen, um sich zu sonnen und so noch weiter "aufzuheizen" für weitere Flüge,

Unweit davon hat sich ein Rosenkäfer (Cetonia aurata) über die Pollen der Blüten eines Wolligen Schneeballs hergemacht ... Sein Markenzeichen ist, dass er beim Flug die Flügeldecken nicht wie andere Käfer heben muß, sondern seine Flügel mittels einer speziellen Gelenksmechanik einfach seitlich hervorstrecken kann.

... und auf einer benachbarten Blütendolde findet sich der kleine unscheinbare Stolperkäfer (Valgus hemipterus), der sich ebenfalls an Pollen und Nektar stärkt ... die kleinen hellen Punkte und die verwaschene Bänderung geben ihm sein unverwechselbares Aussehen ...

Irgendwoher hat sich ein Blut-Spitzahorn am Waldrand angesiedelt - oder ist es bloß ein starker jugendlicher Austrieb frischer Blätter ähnlich wie bei Rosen zu bemerken? Es wird sich zeigen, ob die Blattfärbung anhält oder ob es sich tatsächlich um einen Blut-Spitzahorn handelt ... So bleiben auch scheinbar unwesentliche Funde und Beobachtungen spannend und führen immer wieder in den gleichen Wald. Hierbei wird dann auch klar, wie sich die natur im Laufe eines Jahres verändert, sich immer anders präsentiert ...

Im Sonnenschein auf einer Wiese lockt eine Wolfsmilch mit ihren Blüten Insekten, in diesem Fall eine Schwebfliege an, und sorgt so dafür, dass sie befruchtet wird und ihre Art erhalten wird ...

So viel war an diesem intensiven Tag zu finden, dass nur eine Auswahl davon zu zeigen möglich ist. Es ist mir dabei nicht wichtig, alle gefundenen, entdeckten Arten von Tieren oder Pflanzen zu erkennen oder bestimmen zu können - ich möcht nur zeigen, wie spannend es sein kann, immer wieder gleiche Orte in der Natur aufzusuchen und doch immer wieder Neues und Wunderbares staunend zu erleben ...

 

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