Grün wie ein Salatkopf ...
07.06.2021
Ein sonniger Tag nach dem Regen lockt hinaus in den Raader Wald, der sich heuer so grün wie ein Salatkopf darbietet - direkt zum Reinbeißen ...
Der kleine aber feine, künstlich angepflanzte Feldahorn-Forst (Acer campestre) tut mit seinem satten Grün dem Auge einfach gut ... in verschiedenen Bereichen des Raader Waldes gibt es kleine Flächen mit Versuchs-Anpflanzungen, um vielleicht dem kargen Boden doch einen halbwegs gewinnbringenden Ertrag abzuringen. Und so wurde unbeabsichtigt die Artenvielfalt des Raader Waldes erhöht - denn in der Folge konnten auch an die "neuen" Baumarten angepaßte Tiere und Pflanzen hier Fuß fassen. Welche das sind, bleibt erst künftigen Untersuchungen vorbehalten .... sofern es uns überhaupt gelingt, den Raader Wald zu erhalten!
Es lohnt sich immer, die weißen Doldenblüten am Wegrand etwas genauer zu betrachten - hier tut sich gerade der Variable Stubbenbock (Stenocorus meridianus) an den Pollen gütlich. Sein Name ist seine beste Beschreibung: Variabel ist er in der Färbung von ganz schwarz über zweifärbig bis einfärbig braun. Und Stubbenbock weist darauf hin, das er sich in Baumstubben, also in abgestorbenem Holz etnwickelt und so mithilft, das Totholz zu zerlegen, um schließlich Humus daraus werden zu lassen.
Die Robinie, Falsche Akazie (Robinia pseudoacacia) findet sich eigentlich in einem scharf abgegrenzten Bereich des Raader Waldes - sie wurde scheinbar hier früher einmal versuchsweise angepflanzt. In der Zwischenzeit scheint sie sich langsam aber sicher weiter auszubreiten. Diese jugendliche Pflanze, die an diesem neuen Standort noch nie aufgefallen ist, belegt die Verbreitungsdynamik dieser Pflanze.
Gräser - unscheinbar, zart, und einfach schön, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt. Und eine für uns unbekannte eigene Welt, denn die Kenntnis von Gräsern ist eine ganz eigene Wissenschaft ... vielleicht findet sich ja jemand aus dieser Passion, der die sicher ebenfalls interessante "Graslandschaft" des Raader Waldes erkunden kann ... ?
Ebenfalls zwischen den kleinen Doldenblüten versteckt sich der tiefschwarze, nur 8mm kleine Schwarze Schmalbock (Stenurella nigra), dessen Unterseite eigentlich auffällig rot ist - nur: wer guckt schon auf die Unterseite dieses kleinen Bockkäfers? Eigentlich sieht man ihn am Besten, wenn man bei Doldenblüten stehen bleibt - beim Anflug ist er recht langsam unterwegs und hebt sich im Sonnenlicht deutlich vom Grün der Wiese ab ... Seine Larven entwickeln sich in Birken und Hasel und sind deshalb für uns unsichtbar,
Erst am 24.05. habe ich - unsicher - das Runzelnüßchen (Nonea pulla) angeführt. Eine Nachsuche und dieses Bild ergibt eine neue Unsicherheit: eigentlich als bestätigener Fotobeleg gedacht, verweist dieses Bild nun wieder auf Ungarn-Hundszunge (Cynoglossum hungaricum). Was stimmt nun? Es bleibt wohl nix anderes übrig, als gezielt diesen Arten eine eigene Exkursion zu widmen und zu schauen, ob's dieselbe Pflanzenart ist oder wirklich verschiedene Arten hier im Rader Wald vorkommen ...
Ja was haben wir denn da? Ulmen sind ohnehin schon selten nach dem großen Ulmensterben in den 80/90er-Jahren ... aber hier auf diesem Ulmenblatt findet sich ein eigenartiges Gewächs, eine sogenannte Galle "am Stiel". Es handelt sich um die Galle von der Ulmengallenlaus (Tetraneura ulmi). Schlau von der Natur erdacht: die Gallen öffnen sich am Ende der Larvenentwicklung am unteren Ende von alleine, um die Blattläuse aus dem "Gefängnis" zu entlassen. Diese ernähren sich danach von Gräserwurzeln ...
Immer Neues, immer Interessantes, immer Schönes ... das Spazieren durch den Raader Wald mit offenen Augen läßt einen immer wieder staunend und erfüllt heimkehren ...
Wir sond noch lange nicht fertig mit Schauen, Entdecken und Staunen ... und hoffentlich bleibt uns der Raader Wald noch lange so erhalten, wie er sich jetzt darbietet. Denn auch die aktuelle Situation mit Klimakrise, Baum- und Wäldersterben, Artenschwund und Temperaturanstieg bewirkt kein wirtschaftliches oder politisches Umdenken, wie aktuelle Daten zu Bodenversiegelung, Naturvernichtung und -schädigung zeigen. Wo bleiben denn die wichtigen Signale, die noch wichtigeren Aktivitäten und Maßnahmen der Politik, die den Raader Wald erhalten?
Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!
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