Einblicke am Sommerende ...
20.09.2019
Der inzwischen vertraute "Einblick" in das Areal des Raader Waldes ganz am Beginn des üblichen Weges, unmittelbar nach der Brücke über den Ennskanal bei dem Örtchen Raad .... man tritt aus dem Schatten des Waldrandes und schaut über die Brache direkt auf den gegenüber liegenden Waldrand, der sich aus Eichen und wenigen Kiefern zusammensetzt, unterbrochen von einigen hohen, abgestorbenen Bäumen. Diese bilden das in den Kulturwäldern schon so rar gewordene "Totholz", das für die Entwicklung zahlreicher Tiere in einem gesunden Wald notwendig ist.
Und immer wieder finden sich Spuren von gedankenloser und vor allem unkontrollierter "Entsorgung": Ein großer, frischer Aschehaufen zeugt wieder einmal davon, dass viele noch weit entfernt sind von ausreichendem Verständnis für die Natur!
Holz und Asche sind ja noch nicht das Problem, wenn man von der Entzündlichkeit der Umgebung bei herrschender Trockenheit einmal absieht! Aber Bleche und Dosen, Drähte und Nägel gehören einfach nicht an einer solchen Stelle "verbrannt"! Leider kann man ja weiter darauf schließen, dass auch bedenklichere, gefährlichere, giftige Stoffe mitverbrannt wurden ...
Ein weiterer "gewohnter" Einblick eine grüne Furt entlang zum Ennskanal. Leider wurden bei Reparaturarbeiten am Damm des Kanals zahlreiche (Dorn/Rosen)Büsche entfernt, so dass das Brutplatzangebot für die hier vorkommenden Neuntöter drastisch reduziert wurde ...
Die sonnigen Bereiche der Trockenstandorte zeigen immer noch ausreichend Blüten der Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum). Diese hübsche Pflanze war früher in jeder Blumenwiese an Wegrändern und Böschungen zu finden .... heute müssen sie sich in den Bereich des Raader Waldes zurückziehen um (hoffentlich) in unserer Region überleben zu können.
Gleich im "Eingangsbereich" zum Raader Wald fallen mir die zahlreichen Blauflügeligen Ödlandschrecken (Oedipoda caerulescens) auf, die ich hier noch nie bewußt wahrgenommen habe! Aber vielleicht war ich zur falschen Zeit hier - ich werde überprüfen müssen, ob meine Freunde diesen Standort schon dokumentiert haben. Mir wird wieder einmal bewußt, welch riesige Datenmengen wir bereits eingearbeitet haben und dass es für den Einzelnen unmöglich geworden ist, alles im Gedächtnis zu behalten ...
Am Waldrand an Ende der Brache nicken hell und zart die kleinen, zerbrechlich wirkenden Blüten von Ackerstiefmütterchen (Viola tricolor) zwischen bereits vertrocknenden Kräutern. Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass man Blüten bis spät in den Oktober hinein findet ...
Der kommende Herbst wird wieder einmal durch die sehr sehr giftige Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) eingeläutet. Dieses Exemplar hat sich einen hart umkämpften Platz ausgesucht und treibt ihre Blüten zwischen saftiggrüner Konkurrenz ans Licht. Ein wichtiger Hinweis soll auch hier wiederholt werden: Auf die Verwechslungsgefahr der Blätter mit dem schmackhaften Bärlauch (Allium ursinum) kann man nicht oft genug hinweisen, wie die alljährlichen Fälle von Vergiftung aufzeigen!
....und wieder ein Einblick in den Raader Wald; auf einer begrünten Fahrspur betreten wir den lichten Wald und schlendern langsam dahiin, während wir die Eindrücke der Schattenkühle und der dazwischenliegenden Wärmeinseln auf uns wirken lassen. Es ist immer wieder interessant, das Wechselspiel von Wachsen, Werden und Vergehen hautnah mitzuerleben.
Hoffentlich ist es uns vergönnt, diesen Wald zu erhalten und so auch den kommenden Generationen diese spezielle Form eines Eichenwaldes erleben zu lassen!
Hellauf leuchtet in grellen Violett-Tönen eine Dunkle Weg-Malve (Malva sylvestris var. Mauritania) aus dem Brachebereich, die offensichtlich aus einem Bauerngarten "entflohen" ist und hier bereits eine kleine Population von mehreren Exemplaren ausgebildet hat! Ob sie auch in Zukunft sich verbreiten kann und wird?
Eilig strebt eine Rabenkrähe (Corvus corone) über den Raader Wald hinstreichend zu ihrem abendlichen Schlafplatz. Kurz darauf überraschend noch ein par einzelne Exemplare - danach ist es wieder ruhig in der Luft.
Die flache Sonne läßt die ehemaligen, jetzt brachliegenden Felder in verschiedenen gedämpften Farben aufleuchten. Lau weht die Luft darüber hin, durchmischt mit kühleren Wellen, die einen Schauer über die Haut laufen lassen. Der kommende Herbst ruft sich noch einmal in Erinnerung mit der Tatsache, dass es in dieser Zeit schwierig ist, "richtig" gekleidet unterwegs zu sein. Einmal zu warm, einmal zu kühl angezogen unterweg ... aber dennoch (oder gerade dadurch) ist der Erlebniswert im Raader Wald besonders hoch ...
Die derzeitige allgegenwärtige Klimadiskussion führt wieder und wieder vor Augen, wie wichtig gerade Eichenwälder in der Zukunft werden können. Sie sind hervorragend an Wärme und Trockenheit angepaßt, liefern unermüdlich den lebenswichtigen Sauerstoff und vor allem die notwendige Kühle mittels ihres Schattens. Und sie erfreuen uns im Laufe der Jahreszeiten bei jedem Aufenthalt neu, wenn wir uns zwischen ihren Bäumen hindurchbewegen ...
Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!
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