Federspiel ....

02.03.2018

Und auch heute wieder liegen einige Federn locker verstreut unter den Büschen! Ob sich der Blick schärft - oder ob die anhaltende Kälte die gefiederten Jäger zur häufigeren Jagd animiert, ist nicht zu sagen. Jedenfalls wandern die fedrigen Kleidungsreste eines Vogels wieder in ein kleines Säckchen, das immer mit dabei ist.

Einmal aufmerksam geworden, halte ich vermehrt Ausschau nach Spuren - und prompt fällt mir ein Bündel aus Ästen und Zweigen ins Auge, das in einer Baumkrone hängt. Ich weiß, dass sich anderswo ein Horst befindet, der durch ein Sperberpaar besetzt war. Ob es sich hier um einen zweiten Sperberhorst oder vielleicht gar um den Horst schon öfter beobachteter Habichte handelt, bleibt jedoch abzuwarten ...
Für einen kalten Endwinter-Tag ist es aber heute genug an Beobachtungen ... zu Hause wartet noch Arbeit.

Die auffällig zahlreichen Federn vom gestrigen Tag sind von sehr guter Qualität und sauber. Der gefiederte Jäger hat sie jeweils knapp am Körper mit dem Schnabel gepackt und kraftvoll manchmal gleich büschelweise ausgerissen.
So war es gleich zu Beginnn möglich, eine grobe notwendige Sortierung nach Form, Grundfarbe und Zeichnung durchzuführen.
Aber - wieso gefiederter Jäger? Nun, wer Spuren in der Natur lesen möchte, muss sich auch über Jagdgewohnheiten der Beutegreifer informieren - und erfährt, dass diese Rupfspuren zumindest an langen Federkielen zu ertasten sind!
Hier das sortierte Ergebnis in Form der weißen und weißbraunen Federn. Der gesuchte Vogel hat also viel Weiß am Körper ... eventuell mit braunen oder bräunlichen Elementen.

Noch mehr weiße Federn, sogar gänzlich weiße sind vorhanden. Die grauen Dunen sind unsichtbar am Körper, und sind meist von der Körper-Unterseite bzw. Bauch.

Und so schaut das fertig präparierte Großgefieder aus ... hier geben Länge und Zeichnung in Form von zarten, hellen Randstreifen an den Flügelfedern die letzten Hinweise: Es handelt sich um eine Wacholderdrossel (Turdus pilaris).
Eine Kontrolle durch Bestimmungstabellen in Buch und Internet festigt das Ergebnis: https://www.featherbase.info/de/species/Turdus/pilaris
Fazit: Die fast komplett ausgerissenen Großfedern an einer Stelle mit guter Deckung (Sichtschutz) nach oben lassen eine vorsichtige Annahme zu, dass hier der Sperber zugeschlagen hat. Als kleiner Greifvogel muss er die Beute fast vollständig rupfen, um bei Ortsveränderung nicht durch herumschlagende Federn behindert zu werden - und außerdem sucht er selber Deckung vor dem Habicht.

Die Rupfung des heutigen Tages ist weniger umfangreich - dafür aber finden sich bisher nicht gefundene, getupfte Federn vom Bereich der Kehle, welche die Rupfung am Vortag nicht umfaßt hat.
Mit solchen Sammlungen werden einerseits die Vergleichsmöglichkeiten für die Bestimmungsarbeit immer exakter, andererseits erhält man hierdurch oft Hinweise auf Vögel, die man ansonsten nur selten oder schwer zu sehen oder zu hören bekommt.
Fazit: Hier könnte der Habicht der Jäger gewesen sein, worauf die weitgehende unvollständige Rupfung vor dem Ortswechsel hinweist ... aber solche Aussagen sind immer nur als spielerische Vermutung zu werten, welche aber den Erfahrungsschatz beständig erweitern ...

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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