Streifzug im ersten Schnee ...
10.12.2017
Der Winter naht - und es kommt wieder die Zeit des Spurenlesens! Aber nicht wie gedacht im Schnee, sondern erstmal in Augenhöhe: Dort, wo der Specht von alten, kranken und vom Wind zerzausten Bäumen die Rinde abhackt, um darunterliegende Insektenlarven zu ergattern. Zurück bleiben dabei oft nur die jetzt leeren Fraßgänge der Käfer, welche das weiche Material zwischen Rinde und Holz gefressen haben. Schön zu sehen hier, wie die Geschwister sich von einem gemeinsamen Zentrum fressend zuerst fast parallel, durch ihr Dickenwachstum später etwas sternförmig auseinanderbewegt haben ...
Ein großer betonierter Bottich voller Wasser wird von Sträuchern umringt ... die Funktion ist noch unklar. Hier tut sich wieder einmal eine Frage auf, die beantwortet werden will.
Die Kleine Wasserlinse schwimmt auf der gefrorenen dünnen Eisschicht an der Wasseroberfläche - dazwischen einige Blätter, die kleine Inseln bilden ...
An der Vorderseite des Wasserbeckens ein Abfluss - wie die Zufuhr des Wassers erfolgt, bleibt diesmal ebenfalls unerkannt.
Vor einigen Tagen wurde hier über der Brache jagend die Kornweihe beobachtet ... ich nutze die Abwesenheit des großen Vogels und versuche, vielleicht eine Rupfung oder andere Beutereste zu finden ... dabei entdecke ich zahlreiche frisch ausgeworfene kleine Erdhaufen, viele in unmittelbarer Umgebung von Bewuchs als Sichtschutz ....
... manche wieder knapp an Feldsteinen angelegt, vielleicht um sich hinter diesen verbergen zu können? Jedenfalls wird aufgrund der hohen Anzahl von Löchern klar: hier wurde die unlängst als Wintergast dokumentierte Kornweihe (Circus cyaneus) - in der Zwischenzeit wurde sogar schon ein zweites Exemplar gesichtet - von ausreichend Winternahrung angezogen! >>> (siehe Tagebucheintrag vom 15. und 18. 11.2017)
Im Wald sind durch den wenigen Neuschnee die vom Sturm geworfenen Bäume jetzt besonders leicht zu finden. Was für die Bewirtschaftung als Schaden gilt, ist für den Wald wichtiger Beginn der Erhöhung eines "Totholzanteils" - äußerst wichtig für die naturgemäße Funktion eines Naturwaldes. Denn im toten Holz kann sich fast die Hälfte der für einen gesunden Wald wichtigen tierischen und pflanzlichen Bewohner entwickeln und leben ...
Totes Holz das am Boden liegt, zerfällt durch die aufsteigende Feuchte schneller - in die Luft ragende Teile braucht für den Zerfall wesentlich länger. Und ganz verschiedene Insekten, Pilze und andere "Holzzerleger" sind auf diese verschiednen Totholztypen spezialisiert und auch angewiesen ...
Totholz - Waldbestandteile, die es in einem meist "aufgeräumten" Wirtschaftswald oder Forst nicht gibt ....
>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...
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