... und täglich grüßt der Raader Wald ...

12.10.2017

Auf den allerallerletzten Blüten der Minze tummelt sich in den wärmenden Sonnenstrahlen noch eine ...

... da tummelt sich noch eine ....

... da dreht und wendet sich noch eine .... ja, was denn nun???

Tja, vor lauter Achtsamkeit und Langsamkeit, die Kamera in eine halbwegs günstige Position zu bringen und in der Hoffnung, wenigstens eines der Bilder für eine Bestimmung verwenden zu können, achtet man manchmal nicht gleich auf die äußerlichen Merkmale, die so eine Schwebefliege am Körper trägt. Und zuhause merkt man dann, dass genau jene Bilder unbrauchbar sind, welche eine letzte Chance zur Bestimmung geboten hätten - und so bleibt die genaue Art der Fliege für diesmal unbekannt ...

Auch diesmal - allerdings mitten im Wald - zieht ein von der Ferne eher unauffälliger dunkler Fleck auf einer Baumrinde die Aufmerksamkeit auf sich. Ein großer Trupp der Schwalbenwurzwanze (Tropidothorax leucopterus) hat sich wiederum zusammengerottet und bildet diesen - zumindest jetzt aus der Nähe bunten - Haufen ...

Die jetzt grellrot-gelben Früchte des Pfaffenhütchens oder Gewöhnlichen Spindelstrauches (Euonymus europaeus) leuchten mit den herbstlich geröteten Blättern des gleichen Strauches um die Wette; sie bilden in der vereinzelt durchbrechenden Herbstsonne bunte Akzente im jetzt schon ruhiger grün gefärbten Wald.

Die vergangenen Stürme haben Spuren hinterlassen, die zum Teil erst jetzt aus dem welkenden Dickicht zum Vorschin kommen! Was uns als Schaden sichtbar wird, ist für den Wald natürlicher und wichtiger Bestandteil der Dynamik: Absterbende und abgestorbene Bäume bieten unendlich vielen Kleintieren Nahrung, Wohnraum, Lebensraum, Verstecke und sichern so unter anderem die Nahrung der höher entwickelten Tiere wie zum Beispiel unserer Singvögel.

Das schon etwas gedämpftere Grün entsteht durch die langsam erfolgende Vermischung mit den herbstlichen Brauntönen des Eichenwaldes. Wer sich die herbstliche Buntheit der Buchen- oder Ahornwälder erwartet, wird allerdings enttäuscht sein, denn mit dieser Farbenpracht kann er allerdings nicht aufwarten ...

Dafür entschädigt uns der Raader Wald mit immer wieder anderen Überraschungen - im Unterholz taucht eine alte verlassene Holhütte auf ...

... die schon arg in Mitleidenschaft gezogen und nicht mehr nutzbar ist. Allerdings wird an diesem Beispiel deutlich, wie sich die Natur ihren angestammten Naturraum wieder zurückholt, sich die Hinterlassenschaften der Menschen langsam und sicher einverleibt.

Diesen gestürzten Baum haben wir schon einmal besucht ... auch hier wird der langsame Verfall sichtbar und erfahrbar. Die Rinde ist an manchen Stellen schon aufgerissen und mürbe, von suchenden Spechten sogar teilweise entfernt - und die Waldrebe beginnt ihre Chance wahrzunehmen, in einen oberen, lichteren Bereich des Waldes vorzudringen, und überwuchert kräftig den hölzernen Leichnam ... der aber voller Leben ist :

Der Wurzelbereich ist durch die anhaftende feuchte Erde und Verpilzung schon stark vermorscht und wurde bereits durch Insekten besiedelt, deren Larven den Strunk von innen her aufarbeiten. Aber der Specht wiederum hat diese Larven als seine eigene Nahrungsquelle entdeckt und trägt damit seinen Teil dazu bei, den Strunk zu zerlegen ....

Das sanft herabgefallene Eichenblatt liegt unauffällig im Schatten auf einer noch grünen Pflanze und wartet wohl auf den nächsten Windstoß ...

Erst kürzlich haben wir erfahren, dass genau jetzt die Zeit der Pilze anbricht - und tatsächlich finden sich überall diese empfindlichen Wunderwerke, denen man normalerweise so schwer unter den Hut schauen kann ... aber manchmal finden sich besondere Bedinungen wie morsches Totholz, das in mehreren Schichten übereinanderliegt, hierdurch Treppen im Bodenaufbau gebildet hat und so einen tieferen Standpunkt einnehmen läßt. Sofern man nicht die Mühe scheut sich tief zu bücken, gehen sich dann solche Bilder auch aus ...

Auf einer Lichtung trotzt noch eine Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) der späten Jahreszeit und recht ihre letzten Blüten trotzig dem trüben Licht entgegen ...

... und während ich einem Saum entlangstreife, der aus tiefliegenden Eichenästen gebildet wird, und interessiert manches Blatt daran umdrehe, finde ich prompt ein einzelnes Gelege einer Eichenlinsengallwespe (Neuroterus quercusbaccarum), wie ich es erst kürzlich kennengelernt habe.

Schon öfter haben wir die Wanzenfliege (Phasia hemiptera) hier angetroffen, aber dass sie sich so spät im Jahr noch herumtreibt ist doch auffällig. Ein Hinweis mehr auf die Tatsache, dass der Raader Wald als Trockenbiotop eine Wärmeinsel darstellt, die für viele Tierarten optimale Lebensbedingungen darstellt!

Vereinzelt leuchten schon herbstlich gefärbte Bäume aus lichten Schlägen heraus ...

... währenddessen die Eichen-Waldränder noch ein kräftiges sattes Grün im Herbstlicht besitzen.

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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