... und täglich grüßt der Raader Wald ...

15.09.2017

Diesmal geht sich nur eine schnelle Runde aus. Es wird wieder einmal der Riesenbovist (Calvatia gigantea) besucht - und ich muss überrascht zur Kenntnis nehmen, dass ich das letzte Mal meine "Vergleichskarte" dort liegengelassen habe. Der Regen der vergangenen Tage hat ihr aber nichts anzuhaben vermocht, wogegen der Riesenbovist schon wieder ein Stück geschrumpft ist und sich dunkler verfärbt hat.

Dass in unmittelbarer Nähe einige arg zerrupfte Federn einer Türkentaube (Streptopelia docaocto) herumliegen, zeigt, dass in diesem lichten Waldbereich ein geflügelter Räuber aktiv ist.

Lautes Rascheln im trockenen Laub zieht wieder einmal meine Aufmerksamkeit zu Boden: fast bin ich darauf getreten - ich habe eine ganze Gruppe von Lederlaufkäfern (Carabus coriaceus) wohl von irgendeiner Beute aufgescheucht - es bleibt unentdeckt, woraus diese bestanden hat, denn es ist dämmrig hier im Unterholz und vielleicht klebte eine Nacktschnecke an der Unterseite eines Blattes, oder es war irgendein Geruch, der sie alle an diese Stelle lockte ...

Ein für uns und den Raader Wald ganz ganz wichtiges Tierchen, nämlich ein Käfer, der spezialisiert ist auf totes, abgestorbenes Holz, ist mir an diesem Tage außerdem unters Auge gekommen. Es handelt sich um einen kleinen Verwandten des wohl (nur mehr fast?) allgemein bekannten Hirschkäfers. Sein Name ist Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) wohingegen der Hirschkäfer den Zweitnamen "Hornschröter" führt - und beide gehören zur Familie der Schröter. Es fiel mit auf, dass dieses Weibchen irgendwie seltsam war - eine genauere Nachschau zeigte, dass der rechte Oberkiefer teilweise fehlte! Was aber dem Überlegen keinen Abbruch tut, denn diese großen Kiefer haben keinerlei beißende oder nagende Funktion mehr! Genauso wie der Hirschkäfer leckt er ausfließende Baumsäfte von Laubbäumen auf. Die Eier legt er in schon richtig altes, morsches Holz und entwickelt sich darin über zwei bis drei Jahre lang zum fertigen Käfer. Und genau hier ist der Punkt, wieso auch dieses Tier schon recht selten wird: alte, morsche Bäume oder auch nur anbrüchige Bäume werden meist recht schnell aus dem Wirtschaftswald entfern, um jungen, "gesunden" Bäumen Platz zu machen ... der Lebensraum aller Hirschkäferverwandten ist somit höchst gefährdet und sollte massiv geschützt werden.

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