Im von der Axt bedrohten Bereich unterwegs ...
08.06.2016
Bewußt durch diesen Teil des Waldes marschieren und einiges davon aufnehmen, was ins Auge fällt. Dabei wird ewußt, dass es mit fortschreitendem Aufenthalt im Wald etwas leichter wird, die neuen Eindrücke und Tiere und Pflanzen in das Gedächtnis einzupflanzen. Die Überfülle des anfänglichen Kennenlernens wird ersetzt durch ein bedachtes Aufbauen auf nun bereits Bekanntes des neu Hiinzukommenden.
Es ist sonnig, teilweise sogar heiß ... genau das Richtige für den Groß-Bocksbart (Tragopogon dubius), der trockene und sonnige Standorte mag. Er ist daher eigentlich nur in Teilen Burgenlands häufig, in Niederösterreich viel seltener anzutreffen. Um ihn in der Blüte zu erleben, ist es am besten, schon früh vormittags unterwegs zu sein, denn zu Mittag beginnt er bereits wieder, seine Blütenstände zu schließen. Man sieht, auch die Natur kennt die Halbtagsarbeit ....
Einen ganz besonderen Fund gibt es unter den Büschen an einem Waldrand. Schwefelgelbe Klumpen mit schleimig wirkenden Anhägseln breiten sich da aus. Beim Antippen fühlt es sichan wie Schaumgummi, der Eindruck des Fingers bleibt jedoch eine Zeitlang erhalten. Eine Nachfrage im Internet ergab, dass es sich um die Gelbe Lohblüte (Fuligo septica), handelt, einer der praktisch niemand bekannten Schleimpilze. Dieser Pilz besiedelt Moder und verrotenes Holz, Laub und auch den Boden selber.
Interessant für Pilzfreunde und Schwammerl-Esser: In Mexiko (der Pilz ist weltweit verbreitet!) wird er gegrillt oder gebraten, außerdem liebevoll mit dem Namen "caca de luna" benannt .... was nichts anderes heißt als: MONDKACKE !.
Ist das nicht ein wenig früh? Im Unterholz leuchtet in einem kleinen Sonnenfleck ein purpurfarbenes Blütenköpfchen hervor, das eigentlich nicht in diese Jahreszeit paßt. Für mich war diese Blume immer ein Anzeiger des nahenden Herbstes, aber anscheinden verlagert sich die Blühzeit immer mehr in den Frühsommer. Ein paaar Exemplare der Zyklame (Cyclamen purpurascens) gucken zwischen dem Blattgrün des bodennahen Bewuchses hervor und machen den Wald sowohl bunter als auch artenreicher ...
Voller Überzeugung habe ich diese Blüte - anscheinend schon ein wenig in Eile - als Silberblatt angesprochen und zur Dokumentation ein Bild gemacht, und die im Wind schwankende Pflanze nicht weiter genauer betrachtet. Aber später, beim Bearbeiten des Bildes, kamen mir Zweifel ... irgendwie scheinen die Blütenblätter nicht so recht zu passen - und die ganze Pflanze habe ich leider verabsäumt zu fotografieren. Nun, vielleicht läßt sich auch diese Unsicherheit später noch lüften ...
Neben dem Weg an einer größeren Wiese steht dieser wunderschön blühende Schlafmohn (Papaver somniferum), der bei uns schon zur Hallstattzeit kultiviert und angebaut wurde. Eigentlich weiß man nicht viel über diese Pflanze, auch die Herkunft bzw. die Ahnen sind relativ ungewiß. Ab fast 6000 v.Chr. ist aber seine Verwendung nachgewiesen, 4000 v. Chr. wurde er schriftlich in Keilschriften erwähnt ....
Der oben genannte Schleimpilz konnte identifiziert werden, aber dieses harte, spröde, sich wie getrocknete Zuckermasse anfühlende Material entzieht sich bisher jeder Bestimmung. Mitten im Wald am Boden, in einem eher schattigen Bereich leuchtete es auf ... aber vielleicht kennt es ja noch jemand ... ?
>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...
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