Wissen um den Raader Wald
Lebensraum Fichtenforst
Ein typisches Beispiel eines jungen, reinen, gottseidank nur sehr kleinflächigen Fichtenforstes, der aufgrund seiner gleichförmigen Altersstruktur und des mangels forstwirtschaftlicher Pflegemaßnahmen zu dichten Bewuchses kaum Lebensraum für irgendwelche Tiere oder Pflanzen bieten kann ... Hier macht sich die Dunkelheit in der Bodenschicht schon bemerkbar: es wachsen kaum Pflanzen und der Boden ist schon dicht mit Nadeln bedeckt ... die Fichte mag saure Böden und durch den dichten Nadelteppich schafft sie sich genau diesen - und vertreibt damit alle lästigen Konkurrenten im Kampf um Erde und Wasser ... !
Der Unterbewuchs dieses Fichtenforstes zeugt noch vom ehemaligen Eichenwald - die Fichten stehen zum ersten Mal auf diesem Boden und ihre Nadeln konnten den Boden noch nicht so stark übersäuern, dass die krautige Vegetation schon zur Gänze verschwunden wäre. Aber es sind schon zahlreiche schütter bewachsene Stellen zu erkennen ... irgendwann wird der Boden nur mehr aus trockenen Nadeln bestehen, und irgendwann wird dieser Teil des jetzigen Forstes ebenso dunkel sein wie alle anderen Fichtenforste ... und ebenso artenarm, was Tiere und Pflanzen betrifft!
Die dunklen jungen Fichtenforste sind bevorzugte Stellen für fliegende Beutegreifer. Sie nutzen die gute Deckung um ihre Beute entweder an Ort und Stelle zu rupfen und zu verzehren, oder sie für den Transport zum Nest als Futter für ihre Jungen vorzubereiten. In diesem Fall werden die langen Flügelfedern, die Handschwingen, sowie die Schwanzfedern ausgerissen, da sie beim Heimflug die Beute im Wind baumeln, drehen lassen würden.
Hier die Rupfung einer Drossel, wobei die Art aufgrund der wenigen Federn nicht genau bestimmt werden kann - für eine Amsel sind sie etwas zu hell, für eine sichere Bestimmung einer Singdrossel fehlen mir die signifikant gepunkteten bräunlichen Brustfedern ...
Aus dieser Art der vereinzelten Nutzung durch Wildtiere aber einen positiven ökologischen Wert eines Fichtenforstes abzuleiten, wäre zu hoch gegriffen! Monokulturen im Wald sind immer naturfern, anfällig für Schädlinge, und schlecht für fast alle Tier- und Pflanzen nutzbar!
Noch ein paar Worte zum Fichtenforst und seiner Beziehung zum Wald:
Man bedenke, dass ein Monokultur-Forst durch seine mangelhafte, monotone Struktur niemals an den Artenreichtum eines Waldes heranreichen kann! In diesem Zusammenhang sollte man auch bedenken, dass oft und immer wieder auf den "Waldreichtum" Österreichs, eines Bundeslandes oder einer Gemeinde hingewiesen wird, und dass es insgesamt angeblich einen permanenten Zuwachs von "Wald" ("Österreich verwaldet"!) gibt ... Und man sollte auch achtsam sein, wenn die "Ersatzpflanzung" im Zuge der "notwendigen" Rodung eines Waldes angeboten wird!
Bei diesen Argumentationen wird nicht unterschieden zwischen Wald und Forst! Was gleichbedeutend wäre damit, dass eine Blumenwiese ohne Weiteres durch einen Fußballrasen oder einen Golfplatz ersetzt werden könnte!
Und es wird (bewußt) darauf vergessen, dass eine Ersatzpflanzung keinen in Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten gewachsenen Wald IN ALLEN SEINEN MIT DEM ALTER DES WALDES VERBUNDENEN, SICH DARAUS ENTWICKELTEN FUNKTIONEN ersetzen kann!
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