Das Leben im Wald geht weiter - der Tod aber auch ...

26.02.2017

Dicht am Boden finde ich kleine Löcher - Hackspuren des Spechtes, den irgendetwas, was wir nicht nachfühlen können, auf diese Stelle aufmerksam gemacht hat. Ein Nest würde er so tief am Boden nie anlegen, also muss er wohl Nahrung erspürt, erahnt haben ... manchmal sind Fichten und Kiefern in ihrem Inneren ja von den großen Roßameisen besiedelt, welche den kranken, geschwächten Baum von unten her langsam aushöhlen ... und diese Ameisen sind eine wahre Leckerei für den Specht ...

Ich umrunde den Baum, kontrolliere ihn von unten bis oben, und siehe da .... am oberen Ende ist ein Wipfel abgebrochen. Ein starker Seitenarm wächst an dieser Stelle aus dem Stamm - und darunter befinden sich zwei verschieden große Spechtlöcher!

Verschieden große Löcher heißt, verschieden große Vögel! Es wird sicher spannend im Frühjahr zu ermitteln, welches Loch nun von wem bewohnt wird ...

Man sieht, kleine Hinweise am Boden können zu anderen Spuren weit oben führen ...

Zwei schlanke Rotföhren mit ihren knäueligen Wipfeln wiegen sich sanft im Wind. Vor kurzem sind sie noch in einem Wald gestanden - jetzt fehlen die schützenden Nachbarn, und es wird sich zeigen, ob sie allein dem Wind, den Stürmen oder der sengenden Sonne, die jetzt ungebremst auf ihre Rinde trifft, trotzen werden können.

Irgendwann wurde hier ein Stamm weggeschnitten, und der verbleibende Baum versucht, diese Wunde mit seitlichem Vortrieb der Rinde zu ummanteln ... wer ist schneller, der Baum oder irgendwelche Käfer, welche den nackten, ungeschützten Stamm anbohren und ihre Eier hineinlegen werden?

Eine Haselnuß hat ihren Vorteil des warmen geschützten Standortes genutzt und schon ihre Kätzchen austreiben lassen ....

Au den ersten Blick war dieser strauchartige Baum (oder baumartige Strauch?) nicht zuzuordnen ...

... aber aus der Nähe besehen, zeigt er die typische Frucht eines Feldahorns.

Und wieder begegnen wir der Arbeit eines Spechtes ... hier hat er unter der Rinde fressende Borkenkäfer entdeckt und sich über sie hergemacht.

Und dieser Specht war auch kein Kostverächter ... seine heftigen Meißelschläge lassen die Späne oft weit fliegen ... und die großen Fraßgänge zeigen, dass er hinter einer dicken Made her war ....

"Liegendes Totholz" ist eine wichtige Nahrungs- und Lebensquelle für "die Kleinen und Kleinsten" im Wald ... man kann es gar nicht oft genug wiederholen! Dieses nur scheinbar tote Holz hat zahlreiche hochspezialisierte Lebensformen im Laufe der Evolution entstehen lassen, und dünnes oder dickes Holz, hartes oder weiches Holz, trockenes oder feuchtes Holz, besonntes oder im Schatten befindliches Holz beherbergt seine ganz besonderen Gäste ....

Inmitten des teilweise beginnenden, teils noch verborgenen Lebens finden sich aber auch Zeichen des Todes ... die Reste diesers Amselmännchens sind noch nicht gar so alt - die Schwanzfedern sind weder zerzaust, verklebt oder vom Schnee plattgedrückt ... der Kopf fehlt, liegt aber unweit am Boden, und weitere Federn sind nicht aufzuspüren - so bleibt offen, ob es ein natürlicher Kälte- oder Erschöpfungstod war oder ob sie einem Jäger zum Opfer gefallen ist. Im letzteren Fall allerdings sind normalerweise Spuren von Rupfung an ort und Stelle zu entdecken, was aber hier fehlt ....

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

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